Geodynamik: Noch mehr schwarze Löcher in Sibirien
Aus der Luft sehen sie aus, als hätten sie keinen Grund – so schwarz wirkt das Zentrum der mysteriösen Löcher, die Rentierhirten im Juli 2014 in der sibirischen Tundra entdeckt hatten. Seitdem rätseln Geologen darüber, was diese Löcher im Dauerfrostboden der Yamal- und Taimyr-Halbinseln in Nordrussland geschaffen haben könnte; zumal sie in den letzten Monaten weitere davon auf Satellitenbildern ausfindig machen konnten. Als wahrscheinlichste Erklärung gelten Methangasexplosionen im Untergrund, die entsprechende Trichter schaffen können. Dazu passen Augenzeugenberichte, die Vasily Bogoyavlensky von der Russischen Akademie der Wissenschaften vor Ort sammeln konnte. Demnach beobachteten die Bewohner einer nahe gelegenen Stadt, wie eines der Löcher entstanden sein könnte: Sie sahen einen grellen Blitz und spürten ein leichtes Beben.
Expeditionen zu den Kratern fanden jedoch an manchen der Trichter keine Spuren von Auswurfmaterial, das sich wallartig im Umfeld ablagern sollte. Außerdem fehlten Spuren von Verbrennungsprozessen wie kohlige Stellen am Erdmaterial. Allerdings, so Bogoyavlensky, könnte diese im Lauf der weiteren Entwicklung verwischt worden sein: Da es sich um so genannten Permafrostboden handelt, ist darin sehr viel Eis enthalten, das an der Oberfläche schmilzt. Das Wasser könnte dann das Auswurfmaterial abtragen und Ruß auswaschen. Stark diskutiert wird zudem, ob die Erderwärmung dafür sorgt, dass sich mehr dieser Trichter bilden, weil der Permafrostboden taut und sich Methan im Untergrund anreichert, bis es sich durch Blitzschlag oder Zersetzungsprozesse selbst entzündet. Da die Region jedoch sehr abgelegen ist, gibt es keine Erkenntnisse darüber, dass sich Explosionen häufen. Tatsächlich könnte das Phänomen hier sogar schon lange weit verbreitet sein, denn in dem Gebiet wimmelt es von runden Seen, die aus den Trichtern entstanden sind.
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