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News: Noch mehr Staub und Planeten

Der Himmel ist voller Geheimnisse - und vielleicht voll ferner Planeten. Astronomen haben um zwei der hellsten Sterne am Firmament Staubscheiben entdeckt. Aus einer davon könnten sich bereits Planeten gebildet haben, doch die andere stellt die Wissenschaftler vor lauter neue Fragen. Insgesamt sieht es aber immer mehr danach aus, als seien Sterne mit Planetensystemen eine ganz normale Erscheinung in unserer Galaxis.
Die Astronomen des Joint Astronomy Centre (JAC) auf Hawaii und der University of California (UCLA) in Los Angelos berichten in Nature vom 23. April 1998 über die Staubscheiben, die sie um die Sterne Vega, Fomalhaut und Beta Pictoris entdeckt und fotografiert haben. Bei den Aufnahmen handelt es sich um Bilder, die mit dem 15 Meter James Clerk Maxwell Telescope des Mauna Kea Observatory auf Hawaii gemacht wurden. An das Radioteleskop angeschlossen war eine neue Kamera mit Namen SCUBA (Submillimetre Common User Bolometer Array), die für elektromagnetische Wellen im Submillimeter-Bereich empfindlich ist. Ihre Detektoren werden im Meßbetrieb auf ein zehntel Grad über den absoluten Nullpunkt der Temperaturskala gekühlt, um die geringen Emissionen der kleinen Staubpartikel wahrnehmen zu können.

Eine Scheibe mit Loch

Fomalhaut im Sternbild Südlicher Fisch ist mit einem geschätzten Alter von 200 Millionen Jahren sehr viel jünger als unsere Sonne, die vor 4,5 Milliarden Jahren ihr Fusionsfeuer entzündete, doch alt genug, um bereits Planeten zu besitzen. In unserem eigenen System sind nach Vorstellung der Astronomen die Riesenplaneten Jupiter und Saturn entstanden, als die Sonne etwa 10 Millionen Jahre alt war, während die Erde sich erst etwa 90 Millionen Jahre später bildete.

Die Aufnahme von Fomalhaut zeigt den Stern (im Bild ist dessen Position durch ein Sternsymbol markiert) von einer riesigen Staubwolke umgeben, die sich ungefähr in Nord-Süd-Richtung erstreckt und in der Mitte eine geringe Materiedichte aufweist. Dieses "Loch" könnte daher stammen, daß der Staub sich zu Planeten verdichtet hat. Es ist jedoch auch möglich, daß der Stern die Materie aufgesaugt oder weggeblasen hat.

Der Durchmesser des "Loches" entspricht ungefähr der Größe unseres Sonnensystems. Die am hellsten leuchtende Region ist von Fomalhaut so weit entfernt wie der Kuiper-Gürtel von der Sonne. Dieser befindet sich jenseits der Bahnen von Neptun und Pluto, den beiden äußersten Planeten unseres Systems, und ist die dunkle Heimat unzähliger Kometen. Wayne Holland, der Leiter des JAC-Teams, mutmaßt daher: "Vielleicht sehen wir eine Region um Fomalhaut, die reich an Kometen ist, obwohl die Bilder diese Kometen nicht direkt zeigen."

Rätsel um den hellsten Stern am Sommerhimmel

Auf der nördlichen Erdhalbkugel ist Vega im Sternbild Leier der hellste Stern. Sein Alter wird auf 350 Millionen Jahre geschätzt. Auf den SCUBA-Bildern ist er von einer schwach leuchtenden Staubwolke umgeben, deren größte Dichte in elf Milliarden Kilometern Entfernung vom Stern zu finden ist. Dieser Abstand entspricht fast der doppelten Distanz Pluto-Sonne.

Diese Asymmetrie verblüfft die Astronomen. Auf der Suche nach einem Begleiter, dessen Schwerkraft den Staub konzentriert, haben sie mit dem größten optischen Teleskop der Welt nach Infrarotemissionen gesucht, die einen Planeten oder Braunen Zwerg verraten könnten. Doch gefunden haben sie nichts.

"Der helle Fleck ist ein wirkliches Rätsel – wir haben einfach noch keine Erklärung dafür", meint Benjamin Zuckerman, Professor für Physik und Astronomie an der University of California. "Wenn er tatsächlich mit Vega in Zusammenhang steht, ist es etwas völlig Neues. Wir können nur Erklärungen vorschlagen – wie Staubwolken um einen Riesenplaneten, der um Vega wandert –, doch das sind zur Zeit reine Mutmaßungen."

Neues Bild von einem alten Bekannten

Beta Pictoris im Sternbild Maler ist mit 30 Millionen Jahren einer der jüngsten Sterne in unserer Nachbarschaft. Seine Staubscheibe wurde bereits vom Hubble Space Telescopeaufgenommen, wodurch die Vermutung, der Stern besitze einen oder mehrere Planeten, bekräftigt wurde. Auf den neueren Bildern ist der größte Teil des Staubs um Beta Pictoris versammelt, doch wie bei Vega gibt es noch einen zweiten hellen Bereich.

Auch für diese Staubkonzentration fehlt eine plausible Erklärung. Zwar sind sich die Astronomen sicher, daß die Materie wirklich zu Beta Pictoris gehört, doch ist der Abstand zum Stern so groß, daß dort nach den bisherigen Modellen keine Planetenbildung stattfinden dürfte.

Zuckerman faßt die Beobachtungen im Submillimeter-Bereich mit den Worten zusammen: " Das sind Sterne, die jeder sieht, wenn er zum Nachthimmel schaut. Fomalhaut scheint unserem Sonnensystem – wie wir glauben, daß es im Alter von 200 Millionen Jahren war – sehr ähnlich zu sein. Aber die beiden anderen Sterne sind völlig verwirrend."

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