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Evolution: Nützliche Parasiten

Feige mit Gallwespen
Es gibt über 750 wild wachsende Feigenarten, und jede wird von einer eigenen Wespensorte bestäubt. Anders als die meisten blütenbesuchenden Insekten sind diese Wespen aus der Familie Agaonidae aber nicht auf Nektar aus. Stattdessen legen sie ihre Eier in die Fruchtknoten der Pflanze ab. Dafür müssen sie in den bizarren kugelförmigen Blütenstand hineinkriechen, wobei sie die auf der Innenseite sitzenden Blüten streifen und so bestäuben. Die frischen Wespen, die sich aus den Eiern entwickeln, tragen schließlich den Pollen zu anderen Blütenständen.

Das Problem: Jede Larve kostet die Feige einen Samen; zugleich liegt es im Interesse der Wespen, möglichst viele Eier in einem Blütenstand zu deponieren. Unter diesen Umständen sollte die Pflanze letztlich den Kürzeren ziehen.

Derek Dunn von der Universität Reading (England) und seine Kollegen haben nun herausgefunden, warum die Beziehung zwischen Feige und Insekt dennoch funktioniert − und zwar schon seit rund hundert Millionen Jahren. Es liegt an einem dritten Mitspieler: einer parasitischen Wespe. Diese kann mit ihrem Legebohrer von außen die Wand des Blütenstandes durchstechen und ihre Eier in die Larven der Feigenwespen ablegen.

Wie Dunn nun herausfand, sind Larven in den inneren Blüten schlechter zugänglich und werden daher seltener parasitiert. Die natürliche Selektion begünstigt also diejenigen Feigenwespen, die ihre Eier dort ablegen. Weiter außen können sich dann Samen entwickeln. So helfen die Parasiten, das Gleichgewicht zwischen der Pflanze und ihren Bestäubern stabil zu halten.

Malte Jessl

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