Nur nicht auffallen: Buckelwal-Säuglinge singen im Flüsterton
Manchen menschlichen Säuglingen scheint ihr Geschrei gar nicht laut genug sein zu können. Allerdings haben sie auch nicht zu befürchten, einen Beutegreifer aus der Ferne anzulocken. Anders dagegen Buckelwale-Säuglinge: Sie leben in ständiger Bedrohung durch Killerwale und dürfen ihre Anwesenheit darum nicht in den Ozean herausposaunen. Wie Forscher um Simone Videsen nun beobachteten, verlegen sie sich darum auf dezente Quietscher und Grunzer. Denn völlig still dürften sie auch nicht sein: Sie müssen durchgängig Kontakt zu ihrer Mutter halten und sicherstellen, dass diese sie nach einem Tauchgang auch wiederfindet, schreiben die Forscher in "Functional Ecology".
Die intime Kommunikation zwischen Mutter und Kind war bei ihrer Studie nur rund 100 Meter weit zu hören. Erwachsene Buckelwal-Bullen produzieren hingegen Gesänge, die über mehrere Kilometer hinweg von Artgenossen wahrgenommen werden.
Die Forscher haben für ihre Studie das Verhalten der Wale im westaustralischen Exmouth Gulf beobachtet und die Meeressäuger mit Sensoren versehen. Die Tiere befänden sich zu diesem Zeitpunkt ihrer Wanderung in einer kritischen Phase, weil die Kälber nach der Geburt schnell viel Gewicht zulegen müssen, um die ihnen bevorstehenden Langstrecken überwinden zu können. Eine besonders nahrhafte Muttermilch hilft ihnen dabei. Doch Störungen durch Räuberattacken, aber auch durch paarungswillige Männchen könnten verhindern, dass die Jungen ausreichend gesäugt werden, meinen Videsen und Kollegen. Für die Walkälber ist darum die beste Strategie, sich auch akustisch so unauffällig wie nur möglich zu verhalten. Das gelte übrigens ebenso für das Betteln um Nahrung: Die Babywale scheinen sich an der Mutter zu reiben, um diese zum Säugen anzuregen.
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