Verhaltensbiologie: Nur nicht aufgeben
Sie ist 20, er 46. Oder sie 19 und er 73 - ob nun Lothar Matthäus und seine frisch gebackene Abiturientin oder der alte Goethe und seine blutjunge Ulrike - jugendliche Frische reizt ältere Herren oft mehr als der facettenreiche Charme reifer Weiblichkeit. Scheinbar auch bei Schmetterlingen.
Junge Schimpansenmännchen umwerben vorzugsweise alte Weibchen. Haben diese doch viel mehr Erfahrung in der Kinderaufzucht; Attraktivität und Jungfräulichkeit treten da erst mal in den Hintergrund. Genau andersrum spielt es sich offensichtlich bei der Schmetterlings-Spezies Bicyclus anynana ab: Trotz schrumpeliger Flügelchen sind erstaunlicherweise die alten Männchen ihren jungen Konkurrenten im geeigneten Umfeld haushoch überlegen.
Merkwürdig, meinen Schmetterlingskundler – bedeutet alt im Tierreich doch allzuoft auch saft- und kraftlos. Wo also, wie so oft, ein klassisches Kräftemessen über den Erfolg beim anderen Geschlecht entscheidet, wo Größere, Stärkere und besser Gerüstete sich mit Geweih, Gebiss und Gebrüll durchsetzen, da sollten Senioren gegen Junioren eigentlich keinen große Schnitt machen.
Ein Kampf in der Laborarena sollte Klarheit schaffen: Die Forscher stellten den Schmetterlingen Käfige von zehn Zentimetern Höhe und 38 Zentimetern Durchmesser zur Verfügung. Männchen verschiedenen Alters, unterschiedlicher Flügelbeschaffenheiten, guter und schlechter Ernährung trafen sich für ein kämpferisches Stelldichein mit weiblichen jungen Dingern.
In 88 Versuchen gelang es schließlich 79 Männchen, eine der Schmetterlingsdamen für sich zu gewinnen – davon obsiegte erstaunliche 62-mal der Senior des Duells das Rennen. Und das, obwohl er auf Grund seines Alters nicht in bester Form war.
Warum der ganze Aufwand? Zu vermuten wäre eine Art Altersdepression mit Reproduktionswahn als Ursache für das hartnäckige Durchhaltevermögen, deuteln die Wissenschaftler. In dem Wissen, bald abdanken zu müssen, wollen die Senior-Schmetterlinge sich keine Chance entgehen lassen, auf ihre letzten Tage noch so viele Nachkommen wie möglich in die Welt zu setzen.
Leider gibt es Grund zur Annahme, dass die Strategie in freier Wildbahn nicht ganz so erfolgreich ist wie unter den Versuchsbedingungen im kleinen Käfig. Denn als sich die Falter in Versuchsrunde zwei in einem zehnmal größeren Käfig stellen mussten, war es um den Erfolg der alten Generation auch schon wieder geschehen: Unentschieden lautete das Ergebnis. Der Paarungsbonus, den die alten Lüstlinge auf begrenztem Raum hatten, entpuppte sich unter realistischen Bedingungen leider nur als Seifenblase.
Merkwürdig, meinen Schmetterlingskundler – bedeutet alt im Tierreich doch allzuoft auch saft- und kraftlos. Wo also, wie so oft, ein klassisches Kräftemessen über den Erfolg beim anderen Geschlecht entscheidet, wo Größere, Stärkere und besser Gerüstete sich mit Geweih, Gebiss und Gebrüll durchsetzen, da sollten Senioren gegen Junioren eigentlich keinen große Schnitt machen.
Nun machen rein rüstungstechnisch Schmetterlinge allerdings eine geradezu armselige Figur: Wenn sich ein Bicyclus-Männchen mit einem Konkurrenten streitet, dann ähnelt das eher einem Zermürbungskrieg, den sie ohne jegliche Waffen, aber dafür sehr beharrlich ausfechten. Sie berühren sich dabei nur äußerst selten und flattern spiralförmig umeinander herum. Bei diesem unkriegerischen Pas de deux beobachteten die Forscher um Klaus Fischer von der Universität Greifswald, dass betagte Schmetterlingsmännchen scheinbar der Jugend die Herzdamen ausstechen können.
Ein Kampf in der Laborarena sollte Klarheit schaffen: Die Forscher stellten den Schmetterlingen Käfige von zehn Zentimetern Höhe und 38 Zentimetern Durchmesser zur Verfügung. Männchen verschiedenen Alters, unterschiedlicher Flügelbeschaffenheiten, guter und schlechter Ernährung trafen sich für ein kämpferisches Stelldichein mit weiblichen jungen Dingern.
In Runde 1 traten dabei zunächst vier Männchen gegeneinander an: Zehn Tage alte, zwei Tage junge, gut genährte und hungernde. Nach zehn Minuten flatterten vier Jungfrauen im Alter von zwei bis vier Tagen in den kleinen Käfig zu den schon wartenden Herren. Jetzt hieß es für die Forscher abwarten, bis der erste Wettbewerber zum Zuge kam.
In 88 Versuchen gelang es schließlich 79 Männchen, eine der Schmetterlingsdamen für sich zu gewinnen – davon obsiegte erstaunliche 62-mal der Senior des Duells das Rennen. Und das, obwohl er auf Grund seines Alters nicht in bester Form war.
Der Schlüssel zum Seniorensieg, schlussfolgerten die Forscher schließlich nach Stunden und Aberstunden intensiver Beobachtung der Schmetterlings- Schaukämpfe, ist offenbar schlichte präsenile Penetranz. Die Alten – viel weniger aber die Jungen – bedrängten das Weibchen der Begierde einfach geduldig solange, bis es dann doch nachgibt – was manchmal auch erst nach mehreren Stunden der Fall war, wenn junge Falter schon längst das Interesse verloren hatten.
Warum der ganze Aufwand? Zu vermuten wäre eine Art Altersdepression mit Reproduktionswahn als Ursache für das hartnäckige Durchhaltevermögen, deuteln die Wissenschaftler. In dem Wissen, bald abdanken zu müssen, wollen die Senior-Schmetterlinge sich keine Chance entgehen lassen, auf ihre letzten Tage noch so viele Nachkommen wie möglich in die Welt zu setzen.
Leider gibt es Grund zur Annahme, dass die Strategie in freier Wildbahn nicht ganz so erfolgreich ist wie unter den Versuchsbedingungen im kleinen Käfig. Denn als sich die Falter in Versuchsrunde zwei in einem zehnmal größeren Käfig stellen mussten, war es um den Erfolg der alten Generation auch schon wieder geschehen: Unentschieden lautete das Ergebnis. Der Paarungsbonus, den die alten Lüstlinge auf begrenztem Raum hatten, entpuppte sich unter realistischen Bedingungen leider nur als Seifenblase.
Wenn es nach John Uke der Universität Middlesix in Ohio geht, wird der Traum eines jeden betagten, penetranten Schmetterlings aber vielleicht doch noch Wirklichkeit: Sie wollen die alten Genossen im Auftrag der Artenerhaltung ins Gefecht schicken, um bedrohte Schmetterlinge in Südamerika zu retten. Dafür könnten viele kleine Käfige in ausgewählten Zonen des ecuadorianischen Waldes aufgehängt werden. In diese wollen die Forscher die Falter mit Geruchsstoffen herbeilocken. Jung und Alt würden sich dort dann auf engsten Raum treffen – ideale Paarungsvoraussetzungen also für die alten Männchen, die zu einem Reproduktionsschub beitragen dürften. Sollte das Projekt erfolgreich verlaufen, so könnte es bei anderen Tiergruppen mit ähnlichem Paarungsverhalten ebenfalls angewandt werden, hoffen die Forscher. Die Senioren des Tierreichs dürfen gespannt sein.
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.