Direkt zum Inhalt

News: Nur nicht gefressen werden

Das Gehör von Motten ist darauf spezialisiert, den hochfrequenten Ruf von Fledermäusen wahrzunehmen. Tagaktive Arten, die nicht mehr von Fledermäusen gejagt werden, verlieren im Laufe der Evolution ihr Hörvermögen.
Die Ohren von Motten gehören nicht gerade zu den hervorragendsten Merkmalen der Insekten. Sie haben spezialisierte Haare oder einfache Membranen, die wie unser Trommelfell Vibrationen wahrnehmen. Aber Motten kommunizieren nicht über Schall, und nur von einer einzigen Art ist bekannt, daß sie zur Verteidigung Geräusche von sich gibt. Daher liegt die Annahme nahe, daß die Mottenohren dazu bestimmt sind, Räuber rechtzeitig zu erkennen. Eine Untersuchung hat jetzt Anzeichen dafür erbracht, daß dieser Sinn bei Motten fein auf die Echolot-Laute von Fledermäusen abgestimmt ist (Journal of Comparative Physiology A, Vol. 181). Tagaktive Motten, die niemals in Gefahr durch Fledermäuse geraten, sind fast immer stocktaub.

Die einfachen Ohren der Motten sind gut an die hohe Frequenz der Echolotrufe von Fledermäusen, die der jeweiligen Art nachstellen, angepaßt. Doch diese Übereinstimmung alleine beweist noch nicht, daß die Ohren keine anderen Aufgaben zu erfüllen haben. James Fullard von der University of Toronto und seine Kollegen meinen, der stärkste Hinweis darauf wäre, wenn jene Falter, die niemals von Fledermäusen gejagt werden, taub sind. Seine Arbeitsgruppe verglich darum das Hörvermögen von sieben tagaktiven Motten und zwölf Nachtfaltern. Während letztere sehr sensibel auf die Rufe tropischer Fledermäuse reagierten, hatten die Tagesinsekten ein deutlich schlechteres Gehör, drei Arten waren in dem untersuchten Frequenzbereich sogar völlig taub.

Da die tagaktiven Motten sich von Vorläufern entwickelt haben, die durchaus auf dem Speiseplan der Fledermäuse standen, glaubt Fullard, daß die Falter ihr Hörvermögen nicht mehr benötigten, als sie begannen, am Tage zu fliegen. Einige wenige Arten von Tagmotten haben schließlich überhaupt keine Ohren mehr. Möglicherweise ist dies auch das zukünftige Schicksal der anderen Spezies. Es sieht so aus, als gebe es in einer Umgebung ohne Fledermäuse für Motten nichts, was es wert sei anzuhören.

  • Quellen

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.