Direkt zum Inhalt

Psychotherapie: Nur "Tetris" hilft gegen Trauma und Flashbacks

Tetris
Wer kurz nach einer traumatischen Erfahrung auf dem Computer "Tetris" spielt, kann die Häufigkeit belastender Flashbacks verringern. So hatten es Studien der Vergangenheit ergeben. Aber hilft jedes Computerspiel gleich gut? Das testeten nun Forscher um Emily Holmes von der Oxford University. Resultat: Offenbar muss die digitale Ablenkung räumlich-visuelle Sinneskanäle ansprechen, um – wie Tetris – wirksam zu sein.

Tetris | Bei Tetris müssen verschieden geformte Bausteine so arrangiert werden, dass sie sich ineinanderfügen. Dazu kann der Spieler sie rotieren und verschieben – gerät aber im Lauf des Spiels immer mehr unter Zeitdruck.

Die Abbildung zeigt einen Screenshot von Tetris für den Gameboy.
Das zeigte der Vergleich mit "Pub Quiz", einem Spiel, bei dem auf Wissensfragen geantwortet werden muss. Es machte den Versuchspersonen zwar genauso viel Spaß wie das Rotieren und Schieben der Tetris-Bausteine, erhöhte aber in der Folge sogar die Häufigkeit der erinnerten Schreckensbilder.

Im Experiment hatten sich die Forscher auf eine Laborvariante der so genannten posttraumatischen Belastungsstörung beschränkt: Sie zeigten Freiwilligen verstörende Filmsequenzen, ließen sie dann für zehn Minuten eins der beiden Spiele spielen und eine Woche lang Tagebuch über ihre Flashbacks führen. Die Tetris-Intervention wirkte allerdings nur innerhalb der ersten sechs Stunden nach dem Trauma. Während dieser kritischen Phase verfestigt sich die Erinnerung.

Die "kognitive Impfung", wie Holmes ihre Methode nennt, funktioniert wahrscheinlich, indem sie einen Verarbeitungsweg blockiert, der für Sinneswahrnehmungen zuständig ist. Hier würden sich normalerweise die traumatischen Erfahrungen festsetzen. Den parallelen "konzeptuellen Informationskanal" ungestört zu lassen, hat hingegen Vorteile: So kann der Patient in einer anschließenden Psychotherapie die Erinnerungen an das Erlebnis sinnvoll bewältigen.

Ein ähnlich simples Verfahren wie die Tetris-Impfung ist die EMDR-Methode, die ebenfalls den Wahrnehmungskanal eines Patienten in Anspruch nimmt, während dieser in der Therapiesitzung mit seinem Trauma konfrontiert wird. (jd)

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.