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News: Oberflächlich harmonisch

Vater, Mutter und Kind in trauter Einigkeit, unsere Vorstellungen vom heilen Familienleben sind nicht naturgegeben. Vielmehr verfolgen beide Eltern und das Neugeborene ganz unterschiedliche Ziele. Während der Vater bemüht ist, seine Gene möglichst breit zu streuen, streben Mutter und Kind danach, ihn an die Familie zu binden. Und das geht nur mit einem Trick.
Menschliche Kinder sind viele Jahre auf das Wohlwollen ihrer Eltern angewiesen, und während sie sich der Zuwendung der Mutter meist sicher sein können, ist das mit dem Vater so eine Sache. Für sein Verantwortungsgefühl ist wichtig, dass er von seiner Vaterschaft überzeugt ist. Am augenfälligsten gelingt dies, wenn das Kleine dem Papa besonders ähnlich sieht.

So weit, so gut, die Natur zielt aber auch auf eine möglichst gute Durchmischung der Gene; eine Aufgabe, die sie vornehmlich dem Männchen zuteilt, schließlich kann dieses relativ unbemerkt und ohne viel Aufhebens auch in fremden Familien für Nachwuchs sorgen.

Nur, dieses Kind wird nun mit dem Nachteil leben müssen, dass es dem Partner seiner Mutter nicht ähnlich ist.

Der Konflikt ist also klar. Der Nachwuchs erreicht die Bindung des Vaters an die Familie durch augenfällige Ähnlichkeit, muss andererseits indes mit Konsequenzen fürchten, wenn der Mann an Mutters Seite gar nicht der Vater ist. Ergo kommt es Babys zugute, wenn ihre Ähnlichkeit mit dem Erzeuger grundsätzlich gering ist, dieses Kriterium also gar nicht erst bedeutsam ist.

Das ist jedenfalls das Ergebnis eines einfachen theoretischen Modells, das Paola Bressan von der Università degli Studi di Padova jetzt vorstellte, und das im Einklang mit den Erkenntnissen anderer Forscher steht. So geht Mark Pagel von der University of Reading beispielsweise davon aus, dass ebendies der Grund ist, warum so viele Säuglinge mit gleichmäßig blauen Augen und blonden Haaren auf die Welt kommen – in Europa jedenfalls. So könne es unter echten und angeblichen Vätern gar nicht erst zum Streit kommen.

Ein möglichst ähnliches Gesicht der Neugeborenen ist also Voraussetzung für die günstigste Konstellation. Denn erstens müssen Babys nun nicht mehr befürchten, dass sie wegen ihrer Unähnlichkeit von dem angeblichen Vater vernachlässigt werden, zweitens bleibt dem Vater das Vergnügen – und die evolutionäre Pflicht –, mit einer Fremden anzubandeln. Allerdings hat auch dies Konsequenzen, schließlich kann sich der Vater seiner Vaterschaft nun niemals sicher sein und ist deshalb womöglich unzuverlässig.

Aus diesem Grund kommt nun – drittens – die Mutter ins Spiel, die, genau wie das Kind, nach einem zuverlässigen Vater strebt. Der kann zwar im Aussehen des Kindes keine Bestätigung finden, lässt sich aber von seiner Partnerin leicht vom Gegenteil überzeugen. "Schau mal, ganz Deine Nase" oder so ähnlich heißt es dann, und Männer glauben das. Deshalb – das fand Denson McLain von der Georgia Southern University schon vor einer Weile heraus – versäumen Mütter offenbar vor allem dann keine Gelegenheit, auf die Ähnlichkeit mit dem Gatten zu verweisen, wenn er selber anwesend ist.

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