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Ökologie: Possierliche Beuteltiere entpuppen sich als unerwartete Aaskonsumenten

Totes Fleisch ist eine wichtige Nahrung für zahlreiche Tiere. Beobachtungen an Kadavern liefern jedoch immer wieder Überraschungen, wer sich dort so alles einfindet.
Fuchskusu
Ein Fuchskusu im Baum: Die Beuteltiere verschmähen auch Kadaver nicht.

Die Forschung an Kadavern ist ein bisweilen anrüchiges Unterfangen. Doch je mehr sich die Wissenschaft damit beschäftigt, desto mehr Überraschungen erlebt sie. Immer wieder zeigen die Bilder von Kamerafallen, dass selbst eingefleischte Vegetarier bei Bedarf an totem Fleisch und Knochen nagen. In Australien, wo es an ausgewiesenen großen Aasfressern wie Geiern oder Hyänen fehlt, ernähren sich zum Beispiel auch Fuchskusus (Trichosurus vulpecula) intensiv von Kadavern, wenn ihre übliche Pflanzenkost nur unzureichend vorhanden oder schwer zugänglich ist. Das zeigt eine Studie von James Vandersteen von der University of Sydney und seinem Team in »Wildlife Research«.

Die Arbeitsgruppe hatte experimentell mehrere tote Östliche Graue Riesenkängurus zu verschiedenen Jahreszeiten in den Hochlagen des Kosciuszko-Nationalparks in den Australischen Alpen platziert und sie mit Fotofallen überwacht. Neben den üblichen Verwertern wie Keilschwanzadlern, Rabenvögeln, Dingos oder eingeschleppten Schweinen, Füchsen und Katzen fanden sich zur Überraschung der Forscher vor allem im Winter auch Fuchskusus am Aas ein. Diese Beuteltiere bevorzugen sonst Blätter, Früchte und Knospen, was sie noch mit wirbellosen Tieren oder Vogeleiern ergänzen – Nahrung, die im Winter bei Schnee kaum vorhanden ist.

Während der kalten Jahreszeit waren die Fuchskusus sogar die wichtigsten Aasfresser. Auf sie und Krähenvögel, die im Frühling dominieren, entfielen insgesamt fast 90 Prozent der Nachweise, die Vandersteen und Co sammelten.

Als zweiten Schwerpunkt wollte die Arbeitsgruppe wissen, wie lange es dauerte, bis Aas von den größeren Tieren entdeckt und gefressen wurde. Entgegen der Annahme, dass dies im Sommer wegen des schneller einsetzenden Geruchs zeitiger geschehen würde, war das im Winter stärker der Fall. Fuchskusus und Co fanden die Kadaver nicht nur schneller, sondern fraßen daran auch häufiger.

Neben dem allgemeinen Nahrungsmangel im Winter könnte dies an der intensiven Insektenaktivität im Sommer liegen. Schon Minuten nach dem Ablegen der Kadaver finden sie sich ein und zersetzen ihn rasch. Umgekehrt verfügen die Wirbeltiere, die nicht zwingend auf Aas angewiesen sind, über reichlich anderes Futter. Fuchskusus fressen im Winter dreimal so oft Aas wie im Sommer. Die Krähenvögel wiederum brüten im Frühling und verwenden totes Fleisch zur Kükenaufzucht – und Haare der Kängurus zum Auspolstern des Nestes.

Studien mit Fotofallen in anderen Regionen zeigten ebenfalls Tiere, die man nicht am Aas erwartet hatte. In den USA etwa wies man auf einem Versuchsgelände, auf dem menschliche Leichen verwesen sollten, nach, dass auch Hirsche an Knochen nagen – wahrscheinlich um ihren Mineralstoffbedarf zu decken. Und im Norden Kanadas beobachtete man Schneeschuhhasen, wie sie sogar an toten Luchsen knabberten, um im Winter über die Runden zu kommen.

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