Ökologie: Brillenbär filmt außergewöhnliches Verhalten
In den Nebelwäldern der Anden führen Brillenbären (Tremarctos ornatus) ein sehr verstecktes Leben. Ihr Verhalten ist daher nur in Ansätzen erforscht. Ein Team um Ruthmery Pillco Huarcaya von der Universidad Nacional de San Antonio Abad del Cusco in Peru stattete daher einen der Bären mit einer Kamera um den Hals aus, die das Tier dann durch seinen Lebensraum trug – und dabei teils einzigartige Aufnahmen machte, wie Pillco Huarcaya und Co berichten.
Die Kamera war mit einem GPS-Sender kombiniert, so dass die Forscher auch ein Bewegungsprofil des Tieres erstellen und ihm folgen konnten, um wieder an die Kamera zu gelangen. Die Aufnahmen zeigen mitunter Verhaltensweisen, die zuvor noch nie oder nur extrem selten belegt werden konnten. Der »Chris« genannte Bär paarte sich beispielsweise in den Baumkronen mit einem nicht näher bekannten Weibchen – durchaus ein Drahtseilakt über Grund und ein erstmalig dokumentiertes Verhalten.
Ebenfalls eine Premiere sind Bilder, die das Tier beim Aufnehmen von Erde zeigen. Das als Geophagie bezeichnete Fressen von Mineralstoffen kennt man von vielen anderen Arten, die auf diese Weise wahrscheinlich über Pflanzen aufgenommene Giftstoffe binden und damit unschädlich machen. Zuvor ebenfalls noch nicht beobachtet wurde Kannibalismus bei Brillenbären, doch »Chris« fraß tatsächlich ein Jungtier, das er getötet hatte. Dieses Verhalten kennt man von anderen Bärenarten, die dadurch neuerliche Paarungsbereitschaft der Weibchen auslösen wollen. Bei anderer Gelegenheit verspeiste der Bär einen Affen, was damit zum zweiten Mal belegt werden konnte.
Insgesamt zeichnete die Kamera mehrere tausend Stunden Filmmaterial auf, die vertiefende Einblicke in die pflanzliche Ernährung der Tiere gewährten: Die Forscher konnten zahlreiche Früchte und andere Pflanzen dem Bärenspeiseplan zuordnen – darunter sogar Grünzeugs mit stechenden Nesseln. Für die Paarung wiederum hatte »Chris« eine Art Nest im Kronenbereich eines Baumes angelegt, das er zusammen mit dem Weibchen etwa eine Woche lang nicht nur zum Sex nutzte. Die Tiere sind außerhalb dieser Phase Einzelgänger.
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