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Ökologie: Hyänen-WG mit potenzieller Beute

Hyänen sind ausdauernde Jäger mit komplexem Familienleben. Dass sie sich ihre Bauten aber mit ungewöhnlichen Partnern teilen, ist neu.
Tüpfelhyänen schauen sich an der Beute in die Augen.
Tüpfelhyänen sind geschickte und ausdauernde Jäger, die auch anderen Raubtieren Beute abnehmen. Manchmal bleiben sie jedoch friedlich.

Das Lewa-Naturschutzgebiet im Norden Kenias gilt als eines der schönsten und am besten geschützten Wildtierreservate des Landes – und lockt auch Wissenschaftler an, die hier Studien durchführen. Marc Dupuis-Désormeaux von der York University in Toronto und sein Team wollten beispielsweise untersuchen, welche Rolle Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta) in der Region spielen. Dazu beobachtete die Arbeitsgruppe die unterirdischen Bauten der Raubtiere und stieß auf eine überraschende Wohngemeinschaft, wie sie im »African Journal of Ecology« schreibt.

Nachweislich zwischen 2016 und 2019 teilten sich mindestens zwei Familienverbände der Hyänen ihre Höhlen mit potenzieller Beute: Wie Kamerafallen belegten, nutzten den einen Bau neben sieben Hyänen auch zwei Stachelschweine (Hystrix cristata) und drei Warzenschweine (Phacochoerus africanus). Den anderen Bau belegten elf Hyänen mit ebenfalls zwei Stachelschweinen und sechs Warzenschweinen. Ein Zusammenleben, das so noch nicht in Afrika nachgewiesen wurde.

Die Tiere kamen dazu alle durch denselben Eingang und verpassten sich manchmal nur um zwei Minuten. Allerdings vermuten Dupuis-Désormeaux und Co, dass sie nicht in der gleichen Schlafhöhle zusammen Zeit verbrachten, sondern sich in unterschiedlichen Bereiche des verzweigten Bautensystems aufhielten. Das lässt sich allerdings nicht auflösen, ohne die Höhlen auszugraben, wovon die Biologen absahen.

Dabei fressen Hyänen durchaus Warzen- und Stachelschweine (Letztere aber eher selten wegen der unangenehmen Bewaffnung der Tiere), wie Kotproben im Umfeld von Hyänenbauten zeigten. Das galt allerdings nicht für die beiden WG-Bauten: Hier wiesen die Forscher keinerlei Überreste der beiden Arten in den Ausscheidungsprodukten nach – womöglich ein Zeichen für abweichende Ernährungsvorlieben der Hyänenclans.

Innerhalb der Höhlen sind Überraschungsangriffe als Gruppe ohnehin kaum möglich und Verteidiger klar im Vorteil. Zudem nutzten die Tiere den Bereich auch zu unterschiedlichen Zeiten: Warzenschweine sind vor allem tagaktiv, während die Stachelschweine und Hyänen den Bau vor allem nachts verlassen. Die Stachelschweine profitierten womöglich auch von der Beute der Raubtiere: Sie nagen gerne an Knochen, welche die Hyänen bisweilen mit nach Hause bringen.

Nach 2019 endeten die Beobachtungen allerdings: Die WGs hatten sich offensichtlich aufgelöst und wurden seitdem nicht mehr gesichtet. Die Gründe dafür sind unbekannt.

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