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Ökologie: Lockdown zwang Wanderfalken zur Nahrungsumstellung

Die Lockdowns während der Coronakrise hatten auch Folgen für die Tierwelt. Wanderfalken etwa bekamen weniger ihrer Lieblingsnahrung ab.
Wanderfalke fliegt in der Stadt
Wanderfalken bewohnen inzwischen auch viele Städte und machen dort Jagd auf Tauben – so sie kein Lockdown daran hindert.

»Nature is healing«, hieß es oft während des ersten Corona-Lockdowns: Wir Menschen mussten zu Hause bleiben, die Natur bekam wieder mehr Platz. Diese Vorstellung war natürlich arg romantisch, doch unser Rückzug löste tatsächlich auch etwas unter den Tieren aus. Londoner Wanderfalken beispielsweise wurden dazu gezwungen, ihre Ernährung ein wenig umzustellen, wie eine Studie von Brandon Mak vom King’s College London und seinem Team in »People and Nature« zeigt.

Die Arbeitsgruppe hat dazu die Bilder von 31 Nestkameras in 27 britischen Städten ausgewertet, um herauszufinden, welche Beute die Wanderfalken ihren Küken bringen. Zur Hauptnahrung der Greifvögel zählen vor allem verwilderte Straßentauben, die in Metropolen zahlreich vorhanden und oft erkrankt sind, was sie zum leichten Opfer macht. Zudem versammeln sich Tauben regelmäßig in großer Zahl an belebten Plätzen, wo sie von Menschen absichtlich oder unabsichtlich gefüttert werden.

Doch während des Lockdowns 2020 gingen Menschen seltener auf die Straße und durften sich auch oft nicht lange an öffentlichen Plätzen aufhalten. In der Folge sank das Nahrungsangebot für die Tauben – und damit die Zahl dieser Vögel, die von den Wanderfalken geschlagen wurden. Zumindest galt dies für London: Dort ging die Menge an erlegten Tauben um 15 Prozent zurück. Stattdessen ergriffen die Wanderfalken sieben Prozent mehr Stare und drei Prozent mehr Halsbandsittiche: eine seit Jahren auch in Teilen Englands heimische Papageienart, die ursprünglich aus Südostasien und der Sahelzone stammt und aus der Vogelhaltung entkam. In anderen Städten waren die Verschiebungen allerdings deutlich weniger ausgeprägt.

»Unsere Ergebnisse deuten an, dass Wanderfalken in größeren, stark urbanisierten Städten wie London möglicherweise stärker von menschlichen Aktivitäten abhängen«, sagt Mak. Die dicht bebauten Zentren bieten nur wenigen Arten einen Lebensraum, und diese sind wiederum deutlicher von Menschen abhängig. Beutegreifer wie Wanderfalken müssen sich also verstärkt auf diese Arten konzentrieren, während kleinere oder grünere Städte und Viertel generell ein breiteres Nahrungsspektrum aufweisen.

Gezielte Taubenbekämpfung durch Menschen kann daher nachteilig für Wanderfalken oder Habichte werden: Ihrer Hauptbeute beraubt müssen sie entweder Alternativen finden oder weiter umherstreifen, um Nahrung zu finden. Und das kann sich wiederum auf die Zahl und Gesundheit ihrer Nachkommen auswirken.

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