Ökologie: Stürme lassen Seevögel verhungern
Im Januar und Februar 2019 trieben tausende tote Trottellummen an die Küsten der Niederlande: verhungert auf dem offenen Meer. Massensterben wie dieses kommen immer wieder vor, und in vielen Fällen gelten Stürme als Auslöser. Ein Team um David Grémillet vom französischen CNRS hat untersucht, ob und wie starkes Unwetter die Vögel beeinflusst, und die Studie in »Current Biology« veröffentlicht.
Die Gruppe hatte 1500 Tiere von fünf häufigen Seevogelarten wie Papageitaucher, Trottellumme und Tordalk mit kleinen Dataloggern versehen und ihre Bewegungen mit den Sturmbahnen von Winterstürmen verglichen. Viele Seevögel ziehen im Winter aus ihren arktischen Brutgebieten nach Süden, etwa an die Nordsee, um dort den harschen Bedingungen des hohen Nordens zu entgehen. Auf ihrem Weg – oder in den Überwinterungsgebieten selbst – geraten die Vögel jedoch immer wieder in Stürme, die ihnen letztlich zum Verhängnis werden.
Die Tiere sterben aber nur selten direkt durch die Zyklone, und sie verenden auch nicht durch den erhöhten Energieaufwand, den sie in den Orkanen vielleicht haben könnten. Das legen zumindest Modellierungen ihres Energieverbrauchs bei schlechtem Wetter nahe, wie Grémillet und Co schreiben. Stattdessen verhungern die Tiere, weil sie kaum oder gar nicht nach Nahrung suchen können, wenn sie mitten im Sturm gefangen sind: Die untersuchten Arten fliegen relativ schlecht, vor allem bei starkem Wind. Andere können nicht nach Nahrung tauchen, wenn das Meer aufgewühlt ist. Dauern die Stürme zu lange oder kehren zu oft wieder, verhungern die Tiere massenhaft auf offener See.
Wegen der Erderwärmung und Überfischung stehen viele Seevogelarten bereits unter Druck. Wichtige Nahrungsfische etwa wandern in tiefere und damit kühlere Wasserschichten ab oder werden in großer Zahl gefischt. Sollten Stürme zukünftig also häufiger oder intensiver werden, könnten die Bestände vieler Seevögel weiter schrumpfen, weil die Zyklone viele Opfer fordern.
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