Ökosysteme: Ölplattformen gehören zu den produktivsten Fisch-Habitaten
Gemessen am Fischreichtum pro Fläche sind Ölbohrplattformen vor Kalifornien eines der fischreichsten Ökosysteme im Meer. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Jeremy Claisse vom Occidental College in Los Angeles. Sie berechneten anhand von Fischzählungen, wie viel Biomasse in Form von Fisch die jeweiligen Ökosysteme erzeugen. Das überraschende Ergebnis: Die künstlichen Strukturen sind teilweise bis zu zehnmal so produktiv wie natürliche Habitate. Nach Angaben der Forscher liegt das vor allem daran, dass an Ölplattformen mehr Jungfische überleben. Hintergrund der Untersuchung ist das Problem der Entsorgung der Kolosse. Angesichts der Umweltprobleme durch die Zerlegung an Land schlagen viele Forscher vor, die Unterkonstruktionen als künstliche Riffe stehen zu lassen.
Bohrinseln mit ihren komplexen Unterstrukturen aus Stahl und Beton bieten Tieren und Pflanzen große Flächen Hartboden, so dass sie effektiv als künstliche Riffe fungieren. Damit bilden sie einen attraktiven Lebensraum für Fische, die sonst in Regionen mit steinigem Grund leben. Das Team um Claisse verwendete Fischzählungen, die über 5 bis 15 Jahre an verschiedenen Standorten stattfanden, um mit Hilfe eines Computermodells die neu gebildete Fisch-Biomasse pro Jahr zu berechnen. Sie kamen auf Werte von bis zu 900 Gramm pro Quadratmeter, für Riffe dagegen auf 75 Gramm pro Quadratmeter und für Ästuare auf 70 Gramm pro Quadratmeter. Ursache dafür ist wohl die enorme vertikale Ausdehnung einer Bohrplattform. Deren Unterkonstruktion ist quasi ein gigantisches, aufrecht stehendes Riff auf sehr kleiner Fläche, so dass die Biomasse pro Quadratmeter Meeresboden natürlich recht hoch ist – ohne dass man dadurch Aussagen über die Qualität der jeweiligen Ökosysteme machen kann.
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