News: Östrogen macht Männer dick
Obwohl das Geschlechtshormon Östrogen in geringen Mengen auch in der Nebennierenrinde des Mannes gebildet wird, glaubte man bisher, dass sich seine Wirkung allein auf den weiblichen Organismus beschränkt. Immerhin verfügt aber auch der männliche Körper über entsprechende Rezeptoren dafür. Um die Bedeutung des Hormons für den Aufbau unterschiedlicher Gewebearten bei Weibchen und Männchen zu untersuchen, züchteten die Forscher gentechnisch veränderte Mäuse, denen die entsprechenden Rezeptoren fehlten. Die Mäuse bekamen während des Experiments die gleiche Nahrung wie die normalen Mäuse der Kontrollgruppe. Erstere legten daraufhin nach einem Jahr um bis zu 170 Prozent mehr Fettgewebe zu als die Mäuse mit intakten Östrogen-Rezeptoren. Hinzu kommt, dass die übergewichtigen Mäuse beiderlei Geschlechts einen um elf Prozent niedrigeren Energieverbrauch aufwiesen.
"Die Fettleibigkeit hatte zwei Ursachen", berichtete Patricia Heine. "Zum einen vergößerten sich die einzelnen Fettzellen, zum anderen stieg aber auch die Zahl der Zellen an." Neben dem zunehmenden Fettgewebe zeigten Tiere beider Geschlechter auch häufiger Unverträglichkeiten gegenüber Insulin und Zucker. Dies hatte man bei männlichen Organismen bisher noch nie beobachtet, Wissenschaftler kannten das Phänomen nur von weiblichen Mäusen und Frauen jenseits der Wechseljahre. Noch wissen die Forscher allerdings nicht, ob Östrogen die Effektivität des Stoffwechsels beeinflusst, oder ob ein Mangel des Hormons zu verringerter körperlicher Aktivität führt. Jedenfalls scheint das weibliche Geschlechtshormomn Östrogen daran beteiligt zu sein, dass sich das Fettgewebe beim Mann normal entwickelt.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 29.8.2000
"Was bewirken Pflanzenhormone beim Menschen?"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 7/99, Seite 66
"Designer-Östrogene"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich) - Spektrum der Wissenschaft 12/95, Seite 38
"Verursachen Umwelt-Östrogene Brustkrebs?"
(nur für Heft-Abonnenten online zugänglich)
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