Wasserverschmutzung: Östrogene in Gewässern schädigen Fischbestände
Die aktuellen Konzentrationen von natürlichen oder künstlichen Östrogenen in Süßgewässern minimieren nachweislich die Bestände der Dickkopfelritze, einer in den USA weit verbreiteten Weißfisch-Art. Dies entdeckten Forscher von der kanadischen Gewässeraufsicht in Winnipeg und der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA in einer siebenjährigen Studie in einem kanadischen Forschungssee.
Die Wissenschaftler um Karen Kidd nutzten für ihre Studie eine Seenlandschaft im nordwestlichen Ontario in Kanada, die seit 1968 als Testareal für Wasserstudien dient. Hier leiteten die Forscher in einen der Seen seit 2001dauerhaft natürliche und künstliche Östrogene ein – in Konzentrationen, wie sie auch unterhalb von Kläranlagen und in abwasserbelasteten Vorflutern in US-amerikanischen Gewässern gemessen wurden. Die in dem See beheimateten Dickkopfelritzen (Pimephales promelas) zeigten daraufhin massive Veränderungen ihres Hormonhaushaltes, die zu einer verringerten Fortpflanzung und letztlich zu einem Kollaps des Fischbestandes führten.
Bei den Männchen verringerte sich bereits nach sieben Wochen die Spermienproduktion, später entwickelten viele Exemplare das Dottervorläufer-Protein Vitellogenin, das eigentlich nur von Weibchen produziert wird. Die Forscher entdeckten zudem zahlreiche Exemplare, bei denen die Männchen Eier in ihren Hoden produzierten, also eine intersexuelle Form angenommen hatten. Missbildungen der Geschlechtsorgane waren verbreitet. Bei den weiblichen Dickkopfelritzen war die Eiproduktion deutlich verlangsamt.
Durch die körperlichen Veränderungen sank die Population der Elritzen während der siebenjährigen Studie rapide: Konnten vor der Hormon-Zugabe täglich etwa 180 Fische in speziellen Fangnetzen gezählt werden, waren es 2001 nur noch etwa 117. Ab 2002 fanden die Forscher nur noch einzelne Elritzen in ihren Netzen, darunter kaum noch Jungfische. Die Population war kollabiert. In einem Vergleichssee ohne Östrogen-Belastung variierte der Fischbestand zwar stark, doch erholte er sich normalerweise zügig. Die Elritzen-Population im belasteten See jedoch blieb dezimiert, die Forscher konnten keine Verbesserung mehr feststellen. Da die Elritze vielen anderen Fischarten als Nahrungsquelle dient, könne sich die Dezimierung ihres Bestandes durchaus auf das gesamte Ökosystem auswirken, warnen Robert Flick und seine Kollegen.
Natürliche und künstliche Östrogene, wie sie sich auch in der Anti-Baby-Pille finden, können derzeit in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut werden und gelangen daher durch Abwässer beständig in Flüsse und Meere.
Anlässlich des heutigen Tages der biologischen Vielfalt warnt zudem der WWF, dass insgesamt bereits ein Fünftel aller Süßwasser-Fischarten und sogar ein Drittel aller Schildkrötenarten vom Aussterben bedroht sind. Seit 1970 sei die Anzahl aller Arten, die in und an Süßwasser-Ökosystemen leben, um 28 Prozent zurückgegangen. Schuld hieran seien vor allem eine überhöhte Wasserentnahme, Verschmutzung und Überfischung. Auch die Errichtung von Dämmen oder Stauseen und das Einbringen fremder Arten trage zu der Gefährdung der Ökosysteme bei. Verstärkt werde der zunehmende Schwund an Artenvielfalt durch den Klimawandel, weil dieser für höhere durchschnittliche Wassertemperaturen sorge und so die aktuellen Lebensgemeinschaften verändere. (tak)
Die Wissenschaftler um Karen Kidd nutzten für ihre Studie eine Seenlandschaft im nordwestlichen Ontario in Kanada, die seit 1968 als Testareal für Wasserstudien dient. Hier leiteten die Forscher in einen der Seen seit 2001dauerhaft natürliche und künstliche Östrogene ein – in Konzentrationen, wie sie auch unterhalb von Kläranlagen und in abwasserbelasteten Vorflutern in US-amerikanischen Gewässern gemessen wurden. Die in dem See beheimateten Dickkopfelritzen (Pimephales promelas) zeigten daraufhin massive Veränderungen ihres Hormonhaushaltes, die zu einer verringerten Fortpflanzung und letztlich zu einem Kollaps des Fischbestandes führten.
Bei den Männchen verringerte sich bereits nach sieben Wochen die Spermienproduktion, später entwickelten viele Exemplare das Dottervorläufer-Protein Vitellogenin, das eigentlich nur von Weibchen produziert wird. Die Forscher entdeckten zudem zahlreiche Exemplare, bei denen die Männchen Eier in ihren Hoden produzierten, also eine intersexuelle Form angenommen hatten. Missbildungen der Geschlechtsorgane waren verbreitet. Bei den weiblichen Dickkopfelritzen war die Eiproduktion deutlich verlangsamt.
Durch die körperlichen Veränderungen sank die Population der Elritzen während der siebenjährigen Studie rapide: Konnten vor der Hormon-Zugabe täglich etwa 180 Fische in speziellen Fangnetzen gezählt werden, waren es 2001 nur noch etwa 117. Ab 2002 fanden die Forscher nur noch einzelne Elritzen in ihren Netzen, darunter kaum noch Jungfische. Die Population war kollabiert. In einem Vergleichssee ohne Östrogen-Belastung variierte der Fischbestand zwar stark, doch erholte er sich normalerweise zügig. Die Elritzen-Population im belasteten See jedoch blieb dezimiert, die Forscher konnten keine Verbesserung mehr feststellen. Da die Elritze vielen anderen Fischarten als Nahrungsquelle dient, könne sich die Dezimierung ihres Bestandes durchaus auf das gesamte Ökosystem auswirken, warnen Robert Flick und seine Kollegen.
Natürliche und künstliche Östrogene, wie sie sich auch in der Anti-Baby-Pille finden, können derzeit in Kläranlagen nicht vollständig abgebaut werden und gelangen daher durch Abwässer beständig in Flüsse und Meere.
Anlässlich des heutigen Tages der biologischen Vielfalt warnt zudem der WWF, dass insgesamt bereits ein Fünftel aller Süßwasser-Fischarten und sogar ein Drittel aller Schildkrötenarten vom Aussterben bedroht sind. Seit 1970 sei die Anzahl aller Arten, die in und an Süßwasser-Ökosystemen leben, um 28 Prozent zurückgegangen. Schuld hieran seien vor allem eine überhöhte Wasserentnahme, Verschmutzung und Überfischung. Auch die Errichtung von Dämmen oder Stauseen und das Einbringen fremder Arten trage zu der Gefährdung der Ökosysteme bei. Verstärkt werde der zunehmende Schwund an Artenvielfalt durch den Klimawandel, weil dieser für höhere durchschnittliche Wassertemperaturen sorge und so die aktuellen Lebensgemeinschaften verändere. (tak)
Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.