Psychosomatik: Offene Täuschung
Placebos wirken auch, wenn der Patient Bescheid weiß.
Wichtigste Voraussetzung für den Nachweis eines Placebo-Effekts ist die Ahnungslosigkeit des Patienten: Er darf nicht wissen, dass er nur ein Scheinmedikament erhielt – so glaubte man bislang. Nun zeigten Wissenschaftler jedoch, dass Placebos sogar dann wirken, wenn sie offen als solche gekennzeichnet sind.
Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School in Boston (US-Bundesstaat Massachusetts) und seine Kollegen führten dazu eine dreiwöchige Studie an 80 Patienten durch, die am Reizdarmsyndrom litten. Die Forscher teilten die Probanden in zwei Gruppen auf: Die eine Hälfte wurde gar nicht behandelt, die andere nahm zweimal täglich eine Placebo-Kapsel ein. Den Patienten gegenüber wurden diese freimütig als "Zuckerpillen" bezeichnet, die keinerlei wirksame Substanzen enthielten. Zusätzlich waren die Packungen mit dem Wort "Placebo" beschriftet. "Wir erzählten den Patienten, sie sollten sich keine Wirkung erhoffen und einfach nur die Pillen nehmen", erläutert Kaptchuk.
Drei Wochen später waren die Symptome bei sechs von zehn Patienten, die das Placebo genommen hatten, deutlich gelindert; unter den Unbehandelten dagegen nur bei jedem Dritten. Die Forscher räumen ein, dass es sich um eine kleine Studie gehandelt habe, deren Ergebnisse erst noch in umfangreicheren Tests bestätigt werden müssten. Offen bleibt auch, ob auf herkömmliche Weise verabreichte Placebos nicht noch besser gewirkt hätten. Dennoch betont Kaptchuk: "Nicht allein positives Denken, sondern bereits die schlichte Durchführung eines medizinischen Rituals kann einen signifikanten Nutzen haben." (fb)
© spektrumdirekt
Ted Kaptchuk von der Harvard Medical School in Boston (US-Bundesstaat Massachusetts) und seine Kollegen führten dazu eine dreiwöchige Studie an 80 Patienten durch, die am Reizdarmsyndrom litten. Die Forscher teilten die Probanden in zwei Gruppen auf: Die eine Hälfte wurde gar nicht behandelt, die andere nahm zweimal täglich eine Placebo-Kapsel ein. Den Patienten gegenüber wurden diese freimütig als "Zuckerpillen" bezeichnet, die keinerlei wirksame Substanzen enthielten. Zusätzlich waren die Packungen mit dem Wort "Placebo" beschriftet. "Wir erzählten den Patienten, sie sollten sich keine Wirkung erhoffen und einfach nur die Pillen nehmen", erläutert Kaptchuk.
Drei Wochen später waren die Symptome bei sechs von zehn Patienten, die das Placebo genommen hatten, deutlich gelindert; unter den Unbehandelten dagegen nur bei jedem Dritten. Die Forscher räumen ein, dass es sich um eine kleine Studie gehandelt habe, deren Ergebnisse erst noch in umfangreicheren Tests bestätigt werden müssten. Offen bleibt auch, ob auf herkömmliche Weise verabreichte Placebos nicht noch besser gewirkt hätten. Dennoch betont Kaptchuk: "Nicht allein positives Denken, sondern bereits die schlichte Durchführung eines medizinischen Rituals kann einen signifikanten Nutzen haben." (fb)
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