Domestikation: Oft Schwein gehabt
Dass Schweine ganz außergewöhnliche Qualitäten haben, lehrt uns nicht erst Rennschwein Rudi Rüssel. Schon unsere Vorfahren wussten die Gesellschaft der Borstenviecher zu schätzen und zu fördern. Und zwar unabhängig voneinander an den verschiedensten Stellen des Globus.
Irgendwann vor einigen tausend Jahren war es so weit: Das Lebensmodell des Jägers und Sammlers wurde als altmodisch ausgemustert, stattdessen kamen Siedlungen mit ersten gärtnerischen Versuchen zur Selbstversorgung in Mode. Und wenn schon fester Wohnsitz, warum diesen nicht auch mit anderen nützlichen Bewohnern teilen? Schließlich ist es ungleich einfacher, statt dem Fleischberg, Leder- und Milchlieferanten hinterher zu rennen oder aufzulauern, diesen gefügig zu machen und nach und nach an das eigene Dach oder zumindest das Hofumfeld zu gewöhnen.
Ein nachvollziehbarer Gedanke, der wohl für viele unserer heutigen Haustiere wie die Idee des ersten Anbaus von Getreide im "Fruchtbaren Halbmond" zwischen Palästina und Nordwestiran wurzelt. Aus dieser Wiege der neolithischen Revolution sind dann zahlreiche der neuen Errungenschaften mit Migranten über Anatolien, Griechenland und Balkan letztendlich bei uns in Mitteleuropa angekommen.
Solche Unstimmigkeiten klären Forscher gern anhand der mitochondrialen DNA verschiedener Exemplare aus aller Welt, denn anhand kleinster Veränderungen in ihrer Basenabfolge lassen sich Stammbäume erstellen. Beim Schwein erleichtert sich die Untersuchung, weil trotz Domestikation noch Wildformen vorhanden sind – bei vielen anderen Haustieren sind diese und damit das Referenzmaterial inzwischen ausgestorben. Drei Sus-scrofa-Gruppen, die sowohl Wild- als auch Hausschweine enthalten, waren aus solchen Untersuchungen bereits bekannt: eine asiatische und zwei europäische, wobei eine davon ausschließlich das italienische Wildschwein umfasst.
Greger Larson von der Universität Oxford und seine Kollegen haben diesen Stammbaum durch Genanalysen an 686 Wild- und Hausschweinen nun weiter verfeinert – und festgestellt: Eine Wurzel reicht nicht. Offensichtlich sind viele Gruppen unserer Vorfahren unabhängig voneinander auf die Idee gekommen, die schmackhaften und genügsamen Borstenviecher zu engeren Lebensgenossen zu machen. Die Liste reicht von mehreren Regionen Südostasien, Ostasien und Indien über den Nahen Osten bis nach Europa, dessen Schweinezucht keineswegs auf Mitbringseln fußte, im Gegenteil: Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands entstanden ganz offenbar erste eigene Schweineherden, die sogar den Weg bis nach Korsika und Sardinien fanden.
Vielleicht verewigten sich zusätzlich auch Italiens Schwarzkittel mit Hilfe des Menschen auf Sardinien, denn die Forscher entdeckten genetische Besonderheiten, die auf Verwandtschaft vom Stiefel hinweist. Ob entsprechende Tiere bereits als Haustier oder noch in Wildvariante auf die Insel gelangten, bleibt zunächst offen. Es sieht jedoch danach aus, dass sie tatsächlich schon früh und damals bereits domestiziert dort angekommen sind – und damit dürfte sich auch Italien mit dem Titel früher Schweinezüchter schmücken. Deutscher Schweinebraten und italienischer Parmaschinken sind also wirklich ureigen heimische Produkte – es sei denn, die von den Wissenschaftlern zur Absicherung angemahnten weiteren Untersuchungen zeichnen ein neues, abweichendes Stammbaumbild.
Ein nachvollziehbarer Gedanke, der wohl für viele unserer heutigen Haustiere wie die Idee des ersten Anbaus von Getreide im "Fruchtbaren Halbmond" zwischen Palästina und Nordwestiran wurzelt. Aus dieser Wiege der neolithischen Revolution sind dann zahlreiche der neuen Errungenschaften mit Migranten über Anatolien, Griechenland und Balkan letztendlich bei uns in Mitteleuropa angekommen.
So auch das Hausschwein: Sein Ursprung, so ließen zooarchäologische Studien vermuten, lag vor 9000 Jahren eben im Nahen Osten. In Ostanatolien beispielsweise zeigt die Schweinemorphologie über mehrere Jahrtausende hinweg eine graduelle Veränderung, wie sie durch eine Zucht entsteht. Jüngere Arbeiten allerdings hatten auch Hinweise auf eine frühe Domestikation im Fernen Osten gefunden, und einige Stimmen meldeten eine davon unabhängige Zähmung des Wildschweins in Europa – mussten aber den Beweis schuldig bleiben, ob ihre Varianten nicht doch nur mitgeschleppte Neubürger waren.
Solche Unstimmigkeiten klären Forscher gern anhand der mitochondrialen DNA verschiedener Exemplare aus aller Welt, denn anhand kleinster Veränderungen in ihrer Basenabfolge lassen sich Stammbäume erstellen. Beim Schwein erleichtert sich die Untersuchung, weil trotz Domestikation noch Wildformen vorhanden sind – bei vielen anderen Haustieren sind diese und damit das Referenzmaterial inzwischen ausgestorben. Drei Sus-scrofa-Gruppen, die sowohl Wild- als auch Hausschweine enthalten, waren aus solchen Untersuchungen bereits bekannt: eine asiatische und zwei europäische, wobei eine davon ausschließlich das italienische Wildschwein umfasst.
Greger Larson von der Universität Oxford und seine Kollegen haben diesen Stammbaum durch Genanalysen an 686 Wild- und Hausschweinen nun weiter verfeinert – und festgestellt: Eine Wurzel reicht nicht. Offensichtlich sind viele Gruppen unserer Vorfahren unabhängig voneinander auf die Idee gekommen, die schmackhaften und genügsamen Borstenviecher zu engeren Lebensgenossen zu machen. Die Liste reicht von mehreren Regionen Südostasien, Ostasien und Indien über den Nahen Osten bis nach Europa, dessen Schweinezucht keineswegs auf Mitbringseln fußte, im Gegenteil: Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands entstanden ganz offenbar erste eigene Schweineherden, die sogar den Weg bis nach Korsika und Sardinien fanden.
Vielleicht verewigten sich zusätzlich auch Italiens Schwarzkittel mit Hilfe des Menschen auf Sardinien, denn die Forscher entdeckten genetische Besonderheiten, die auf Verwandtschaft vom Stiefel hinweist. Ob entsprechende Tiere bereits als Haustier oder noch in Wildvariante auf die Insel gelangten, bleibt zunächst offen. Es sieht jedoch danach aus, dass sie tatsächlich schon früh und damals bereits domestiziert dort angekommen sind – und damit dürfte sich auch Italien mit dem Titel früher Schweinezüchter schmücken. Deutscher Schweinebraten und italienischer Parmaschinken sind also wirklich ureigen heimische Produkte – es sei denn, die von den Wissenschaftlern zur Absicherung angemahnten weiteren Untersuchungen zeichnen ein neues, abweichendes Stammbaumbild.
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