Hochwasserschutz: Ohne Kleinsäuger steigt das Flutrisiko
Schwarzlippige Pfeifhasen (Ochotona curzoniae) sehen niedlich aus, gelten aber als Plage für die Landwirtschaft, weil sie Grasland nachhaltig mit ihren Bauten durchlöchern. Und weil chinesische Behörden annahmen, dass durch diese Grabtätigkeit in den Steppen des Tibetanischen Hochlandes auch das Überflutungsrisiko entlang chinesischer Flüsse steigt, initiierten sie eine massive Bekämpfungskampagne – in der Region entspringen viele große Ströme wie der Yangtze. Das könnte aber im Gegenteil die Gefahr durch Hochwasser noch zusätzlich gesteigert haben, kommt nun eine Studie von Maxwell Wilson von der Arizona State University in Tempe zum Schluss. Zusammen mit seinen Kollegen untersuchte er, wie viel Wasser in Testflächen gespeichert wird, auf denen Pfeifhasen leben beziehungsweise auf denen sie entfernt wurden.
Tatsächlich nahmen die durchlöcherten Böden zwei bis drei Mal so viel Wasser auf, wie die ungenutzten Vergleichsflächen. Dadurch erhöht sich dort der Oberflächenabfluss, was wiederum Hochwasserspitzen in Flüssen verschärfen kann, so die Autoren. Das Hochwasserrisiko werde daher eher durch die Überweidung der Hochlandsteppen verursacht: Wegen der lückenhaften Vegetation und verdichteter Böden versickern weniger Niederschläge als im Substrat, das durch die Hasenartigen aufgelockert wird. Dazu kommt, dass die Pfeifhasen von der Überweidung profitieren, denn sie bevorzugen Grasländer mit niedrigem Bewuchs, da sie hier Fressfeinde früher erspähen. Dagegen bevorzugen sie Nahrung, die beispielsweise Yaks verschmähen, weil diese Pflanzen Bitter- oder Giftstoffe enthalten. Die Autoren empfehlen daher, die bereits in den 1960er Jahren begonnene Bekämpfung der Pfeifhasen einzustellen, um das Hochwasserrisiko zu verringern und die Hochlandsteppe wieder zu regenerieren.
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