Bronzezeit: Olivenzweig datiert den Ausbruch des Santorinvulkans
Ein beim Ausbruch der Vulkaninsel Santorin lebendig begrabener Olivenbaum zeigt bei Radiokarbondatierungen als Zeitraum für die Katastrophe 1627 bis 1600 v. Chr. an [1]. Weitere neue Datierungen von Baumringen, Holzkohle und Samen bestätigen diese Spanne: Ihnen zufolge fand die Eruption zwischen 1660 und 1613 v. Chr. statt [2]. Sie widersprechen damit einmal mehr der Datierung ins 16. Jahrhundert v. Chr., die auf der Analyse von Keramiken und der Verknüpfung mit der ägyptischen Geschichte beruht.
Der Ausbruch von Santorin hatte im gesamten östlichen Mittelmeerraum Bims und Asche regnen lassen, haushohe Tsunamis ausgelöst und später Fröste sogar bis nach Kalifornien verursacht. Er gilt auch als Mitauslöser des Niedergangs der minoischen Hochkultur von Kreta. Bislang jedoch hatte sich das Ereignis nicht genau datieren lassen: Die Angaben schwankten zwischen 1663 und 1599 v. Chr. Ägyptische Inschriften und Keramikstile deuteten auf etwa 1500 v. Chr., Radiokarbondaten auf einen 150 bis 200 Jahre früheren Zeitpunkt. Letztere standen allerdings auf wackligen Füßen, da die Eichkurve für die Daten ausgerechnet für diese Zeitspanne nicht gesichert war.
Eine neue Eichkurve ermöglichte nun eine bessere Einordnung – ebenso wie der Fund des Olivenzweiges. Um sicherzugehen, hatten die Forscher um Sturt Manning von der Cornell-Universität ihre zahlreichen Proben in verschiedenen Labors untersuchen lassen. Walter Friedrich von der Universität Aarhus und seine Kollegen hatten mit Röntgentomografie die bei Olivenbäumen schwer zu unterscheidenden Jahresringe aufgedeckt.
Der frühere Eruptionszeitpunkt bedeute, dass entweder die von Archäologen herangezogene ägyptische Zeittafel falsch sei oder – wahrscheinlicher – der Zusammenhang in der bislang angenommenen Form nicht stimme. Bestätigt sich die Radiokarbondatierung, so fiele der Höhepunkt der minoischen Kultur nicht in Zeit des ägyptischen Neuen Reiches, sondern in die frühere Hyksos-Periode. Dies würde auch bedeuten, dass strategische Allianzen, die Mykene zum Aufschwung verholfen haben sollen, nicht mit dem Neuen Reich, sondern mit den Hyksos-Herrschern bestanden hätten. Diese hätte damit eine weitaus größere Bedeutung als bislang angenommen für die Geschichte und Entwicklung der Region gehabt haben könnten.
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