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Magnetsinn: Orientieren sich Hunde am Erdmagnetfeld?

20 Meter in Nord-Süd-Richtung - und dann stimmt die innere Landkarte wieder? Forscher haben bei Hunden ein merkwürdiges Verhalten beobachtet. Ist es ein magnetischer Orientierungssinn?
Kriegt er das Magnetfeld spitz?

Wenn Hunde bei Spaziergängen im Wald auf Entdeckungstour gehen, müssen sie irgendwie wieder zurückfinden – und das gelingt auch, selbst wenn sie sich nicht an Geländemerkmalen orientieren oder dem Geruch von Herrchen oder Frauchen folgen können. Dass dabei der Magnetsinn eine wichtige Rolle spielt, will nun ein Team der Tschechischen Universität für Lebenswissenschaften in Prag herausgefunden haben.

Laut ihren Ergebnissen kommt es häufig vor, dass Hunde am Punkt ihrer Umkehr zunächst einen »Orientierungslauf« vollführen. Dabei würden sie rund 20 Meter entlang der Nord-Süd-Achse rennen. Das könnte helfen, die mentale Karte der Umgebung, die sie im ersten Teil ihres Ausflugs mittels so genannter Pfadintegration erstellen, an den Himmelsrichtungen auszurichten.

Wie sie zu ihren Daten kamen, schildern die Forscher im Fachblatt »eLife«. Die Leitung des Teams um Erstautorin Kateřina Benediktová hatte Hynek Burda inne. Der tschechische Forscher ist für seine Experimente zum tierischen Magnetsinn inzwischen einschlägig bekannt. Er fand beispielsweise Hinweise darauf, dass sich Kühe auf der Weide an der Nord-Süd-Achse ausrichten genauso wie Karpfen in einem Bottich.

Das Magnetfeld gibt die Richtung vor

Für die aktuelle Studie rüsteten die Wissenschaftler insgesamt 27 Jagdhunde von Kollegen des Jagd- und Forstwirtschaftlichen Instituts mit Kamera und GPS aus. Dann durften die Tiere nach eigenem Belieben von der Spazierroute abweichen und durch den Wald laufen. Anschließend werteten Benediktová und Kollegen die Laufwege aus. Alles in allem erfassten sie 622 Exkursionen. In fast exakt 60 Prozent der Fälle nutzten die Hunde ihre Nase, um den Rückweg zu finden: Sie folgten einfach ihrer Spur oder der des Wilds, das sie verfolgt hatten, um an den Ausgangspunkt zurückzukehren. In knapp 40 Prozent der Fälle oder bei 223 Ausflügen liefen die Hunde jedoch eine andere – zumeist kürzere und direktere Route zurück.

Dass dabei das Magnetfeld eine Rolle spielte, leiten die Wissenschaftler bislang allein aus der Existenz dieses kurzen Laufs entlang der Nord-Süd-Achse ab, den sie oft, aber keineswegs immer beobachteten, wenn der Hund eigenständig seinen Weg zurück suchte. Dass die Hunde weitere Hinweise nutzten, versuchten die Forscher auszuschließen. So fanden die Spaziergänge in unbekannter Umgebung statt, und die Besitzer mussten sich jedes Mal verstecken, sobald ihr Hund im Wald verschwunden war. Außerdem kontrollierten sie bei der statistischen Auswertung Windrichtung und ähnliche Faktoren.

Dass der beste Freund des Menschen das Magnetfeld der Erde wahrnehmen kann und auch nutzt, haben Wissenschaftler bereits früher beobachtet, allerdings bei einer Tätigkeit, die gemeinhin wenig nach Orientierung verlangt: beim großen und kleinen Geschäft. Die Hunde scheinen sich dabei ebenfalls bevorzugt in Nord-Süd-Richtung zu stellen. Weil damit aber auch ein Markieren des Territoriums verbunden ist, könnte die Orientierung an den Himmelsrichtungen doch einen tieferen Sinn haben.

Bei vielen Tierarten ist die Navigation mit Hilfe des Erdmagnetfelds gut bekannt und ebenso gut untersucht. Wissenschaftler haben zudem bei zahlreichen weiteren Tierarten, darunter dem Menschen, die entsprechenden magnetischen Moleküle gefunden. Ob sich dieser Sinneskanal aber ebenso auf das Verhalten auswirkt, ist oft umstritten. Auch bei den Hunden lässt sich sein Einfluss nur schwer dingfest machen, da sich die Vierbeiner an vielen Merkmalen ihrer Umgebung orientieren und bei ihren Läufen durchs Gelände häufiger die Richtung wechseln.

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