Im Medizinschrank: Orlistat, Diätmittel mit Schwächen
Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Orlistat.
Wie viele haben das zu Hause?
Mehr Sport treiben, gesünder essen – schon so manche haben diese Vorsätze gefasst. Dennoch gelten jede zweite Frau und zwei von drei Männern als zu dick. Viele von ihnen setzen auf Diätpillen, um abzunehmen. Mehr als drei Millionen Menschen kaufen jedes Jahr Schlankheitsmittel, deren Hersteller damit rund 140 Millionen Euro Umsatz machen.
Wie wirkt Orlistat und wie gut?
Orlistat hält das Fett auf, bevor es ins Blut gelangt: Aus Kapsel oder Kautablette freigesetzt, hindert der Wirkstoff im Darm Enzyme, Fett aus der Nahrung zu spalten. Etwa ein Drittel davon verbleibt dadurch im Darm. Als Ökotest 21 Abnehmtabletten prüfte, schnitten jene mit Orlistat am besten ab, weil sie als einzige wirkten. Mehr als die Note »befriedigend« vergaben die Tester dennoch nicht: Die Kapseln seien »nicht uneingeschränkt empfehlenswert« und sollten »nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden«.
Was sind häufige Nebenwirkungen?
Fett im Darm verursacht Blähungen, Durchfall und öligen Stuhl, manchmal gar Stuhlinkontinenz. Je weniger Fett gegessen wird, desto unwahrscheinlicher sind diese Verdauungsprobleme. Wer fettlösliche Medikamente nimmt – etwa die Verhütungspille –, sollte dies erst vier Stunden nach einem Mittel mit Orlistat tun. Sonst hemmt der Stoff die Wirkung der Arznei. Die Aufnahme der fettlöslichen Vitamine A, D, E und K bremst Orlistat ebenfalls, was langfristig zu Mangelerscheinungen führen kann. Vor einigen Jahren stand der Wirkstoff im Verdacht, Krebsmedikamente zu hemmen sowie Leber- und Nierenschäden zu begünstigen. Selbst die Hersteller von Abnehmpillen weisen darauf hin, dass davon keine Wunder zu erwarten sind.
Was ist die Alternative?
Beliebte Fettbinder sind Mittel mit Polyglukosamin, einem Faserstoff aus dem Panzer von Krebsen. Die wohl gesündeste und wirksamste Diätmaßnahme besteht aber immer noch aus einer ausgewogenen Ernährung und regelmäßiger Bewegung. Schlankheitsmittel aus dem Internet sind keine Alternative – vor ihnen warnt die Verbraucherzentrale ausdrücklich, weil sie keinerlei Kontrollen unterliegen und Krebs erregende Substanzen enthalten können.
Wann sollte man doch zum Arzt gehen?
Idealerweise nehmen Übergewichtige Orlistat nur nach Rücksprache mit dem Hausarzt ein. Sind nach zwölf Wochen nicht mindestens fünf Prozent Gewicht verschwunden, sollte man diesen um Rat fragen. Ab 35 zahlen die Krankenkassen alle zwei Jahre einen Check-up, der Folgeerkrankungen von Übergewicht – Diabetes oder Herzprobleme – aufdecken soll.
Die perfekte Hausapotheke
- Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
- Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
- Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
- Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
- Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
- Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
- Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
- Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.
Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.
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