Ornithologie: Antarktischer Globetrotter
Die meiste Zeit ihres Lebens verbringen Albatrosse auf hoher See und entziehen sich so der direkten Beobachtung. Technische Hilfsmittel konnten nun ihre enorm langen Flugrouten nachvollziehen.
Der Graukopfalbatros (Thalassarche chrysostoma) ist ein ausgeprägter Weltenbummler: Nur alle zwei Jahre lässt er sich dazu herab zu brüten. Dann begibt sich der Hochseevogel für gut sechs Monate auf Inseln im Indischen Ozean, im südlichen Pazifik und im südlichen Atlantik. Dort baut er ein Nest und zieht gemeinsam mit seiner lebenslangen Partnerin ein einziges Küken groß. Bis zur nächsten Brutsaison verschwindet er dann für 18 Monate irgendwo auf hoher See.
Die Albatrosse starteten jeden Winter etwa zum gleichen Zeitpunkt und folgten jeweils der gleichen Route. Die Weibchen erwiesen sich dabei als weniger reiselustig als ihre männlichen Artgenossen, von denen fast alle mindestens eine Polumrundung vollbrachten.
Auf ihrer Reise kreuzen die Albatrosse die meisten Hauptgebiete der Langleinenfischerei südlich des 30. Breitengrades; zudem liegt der bevorzugte Zwischenstopp der Vögel im südlichen Indischen Ozean genau in einem solchen Hauptfischereigebiet. Deswegen fordern die Wissenschaftler strengere Schutzmaßnahmen für Albatrosse – vor allem südlich des 30. Breitengrades.
Wo genau er sich herumtreibt, weiß niemand so recht – und das ist nicht gut: Denn allzu oft enden Albatrosse als elendiglich ertrunkener "Beifang" der Langleinenfischerei. Dadurch sank der Bestand in den letzten neunzig Jahren um mehr als 48 Prozent, sodass der Graukopfalbatros heute auf der Roten Liste gefährdeter Arten als "verwundbar" geführt wird. Effektive Schutzmaßnahmen wären also nötig.
Um diese einleiten zu können, verfolgten nun John Croxall und seine Kollegen vom British Antarctic Survey die Flugroute der Albatrosse außerhalb der Brutperiode. Dazu befestigten sie an den Beinen von 47 Tieren von der Inselgruppe Südgeorgien im südlichen Atlantik, wo die meisten Graukopfalbatrosse brüten, kleine Geräte, mit denen sie den Aufenthaltsort der Vögel auf rund 180 Kilometer genau bestimmen konnten. 22 dieser so bestückten Albatrosse kehrten nach 18 Monaten mit vollständigen Reisedaten an ihre Brutstätte zurück.
Die Auswertung der Daten bestätigte den Ruf des Vogels, ein extrem ausdauernder Flieger zu sein: Nur sieben der beobachteten Tiere blieben in der Nähe des Brutgebietes und machten lediglich im Sommer Ausflüge in Richtung Südwesten in den Bereich zwischen Kap Hoorn und die Antarktis. Die Mehrheit der Albatrosse, nämlich 15 Exemplare, startete dagegen in Richtung Osten und legte in ein bis zwei Regionen einen Zwischenstopp ein: nördlich der Prinz-Edward-Inseln südöstlich von Südafrika sowie bei den Crozet-Inseln im Indischen Ozean. Drei von ihnen kehrten anschließend ins Brutgebiet zurück.
Die restlichen zwölf Vögel zog es jedoch noch weiter: Sie umrundeten einmal den Südpol – drei von ihnen unternahmen den Rundtrip im folgenden Winter sogar noch ein zweites Mal. Dabei legten die perfekten Segler bis zu 950 Kilometer am Tag zurück, und der schnellste Flieger schaffte die Umrundung in gerade einmal 46 Tagen. Den Sommer verbrachten alle Tiere im Brutgebiet.
Die Albatrosse starteten jeden Winter etwa zum gleichen Zeitpunkt und folgten jeweils der gleichen Route. Die Weibchen erwiesen sich dabei als weniger reiselustig als ihre männlichen Artgenossen, von denen fast alle mindestens eine Polumrundung vollbrachten.
Auf ihrer Reise kreuzen die Albatrosse die meisten Hauptgebiete der Langleinenfischerei südlich des 30. Breitengrades; zudem liegt der bevorzugte Zwischenstopp der Vögel im südlichen Indischen Ozean genau in einem solchen Hauptfischereigebiet. Deswegen fordern die Wissenschaftler strengere Schutzmaßnahmen für Albatrosse – vor allem südlich des 30. Breitengrades.
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