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Ornithologie: Laufvögel sind schlauer als gedacht

Raben oder Papageien gelten als schau, Tauben und Emus dagegen als eher dumm. Bei den Tauben hat sich die Wissenschaft getäuscht. Und nun sieht es aus, als ob sie auch bei den Laufvögeln umdenken muss.
Ein Emu schaut direkt in die Kamera. Der Hintergrund ist unscharf und grün, was auf eine natürliche Umgebung hinweist. Der Emu hat auffällige orangefarbene Augen und einen leicht geöffneten Schnabel.
Emus sind große Laufvögel, die in Australien weit verbreitet sind.

Emus gelten manchen Beobachtern als die dümmsten Vögel der Erde, etwa weil sie scheinbar unreflektiert in Zäune rennen (die es in ihrem Lebensraum nicht gab) oder weil Menschen sie einfach in Schach halten können, indem sie einen Stock über ihren Kopf halten. Dabei wurden ihre geistigen Fähigkeiten vielleicht einfach nicht ausreichend studiert, wie eine Arbeit von Fay Clark von der University of Bristol und ihrem Team bezeugt: In Tests waren die Vögel in der Lage, sich technisch zu helfen, um an Futter zu kommen. Dies sei der erste Beleg dafür, dass auch die stammesgeschichtlich alte Unterklasse der Urkiefervögel (Palaeognathae) komplexe Aufgaben lösen könne, schreiben die Wissenschaftler.

Zuvor hatte man diese Fähigkeiten nur den Neukiefervögeln zugetraut, zu der die weit überwiegende Zahl der Vögel gehört und zu denen anerkanntermaßen schlaue Vertreter wie die Papageien oder Rabenvögel zählen. Für die Studie wählten Clark und Co im örtlichen Zoo Vertreter dreier Laufvogelarten aus, die ein rotierendes Rad so bewegen mussten, dass es auf ein Loch ausgerichtet war, hinter dem Futter als Belohnung wartete. Jeder Emu, Strauß und Nandu hatte zehn Versuche, um das Prinzip auszutesten und zu einer Lösung zu kommen.

Den Straußen gelang dies nicht, doch drei Emus und ein Nandu entwickelten eine Methode, bei der das Loch in 90 Prozent der Fälle effizient in Richtung zum nächstgelegenen Futterstück bewegt wurde. Ein Nandu löste die Aufgabe zweimal, indem er den zentralen Bolzen des Rads entfernte. Als er jedoch die Lösung mit dem Drehen entdeckte, nutzte er nur noch diese Technik.

Die Forscher stufen diese Innovation bei den Urkiefervögeln als relativ einfach ein: Sie ist weniger komplex als die Entwicklung von Techniken, die bei Krähen und Papageien beobachtet wurden. Dennoch sei dies eine sehr wichtige Erkenntnis, schreiben Clark und ihr Team. Das lege nahe, dass sich technische Innovationen im Lauf der Evolution noch früher bei Vögeln entwickelt haben, als man bislang angenommen habe.

  • Quellen
Scientific Reports 10.1038/s41598–025–88217–8, 2025

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