Wahrnehmungspsychologie: Osamas Erbe
Der Gedanke an Osama bin Ladens Tod lässt andere Terroristen wortwörtlich schrumpfen, fanden zwei Wissenschaftler von der University of California in Los Angeles heraus. Colin Holbrook und Daniel Fessler ließen 481 Versuchsteilnehmer einen kurzen Text über eine aktuelle und erfreuliche Schlagzeile schreiben. Für 28 Prozent war dies das Ende von bin Laden.
Im Anschluss zeigten die Forscher den Probanden das fotografierte Gesicht eines bärtigen Mannes mit der Information, es handle sich um einen Al-Kaida-Kämpfer. Anhand einer sechsstufigen Skala schätzen die Teilnehmer ein, für wie groß und muskulös sie den mutmaßlichen Islamisten hielten. Wer zuvor spontan über bin Ladens Tod geschrieben hatte, hielt den Bartträger, unabhängig von der eigenen politischen Einstellung, für körperlich weniger muskelbepackt und hünenhaft.
Durch den Tod eines Anführers sinkt auch die empfundene Bedrohlichkeit gegenüber den übrig gebliebenen Gruppenmitgliedern, vermuten die Forscher. Daher werden diese als körperlich weniger furchteinflößend eingeschätzt.
Es zeigte sich auch der gegenteilige Effekt: Hatten die Probanden zuvor einen Text über einen gewieften Kopf pakistanischer Extremisten oder einen aktiven Anführer militanter Tschetschenen gelesen, schätzten sie die Statur eines abgebildeten Terroristen als stämmiger und größer ein.
Schreiben Sie uns!
Beitrag schreiben