News: Out of ... India?
Über unsere menschlichen Ahnen wissen wir einiges, über die vormenschlichen schon weniger. Und die Frage nach den gemeinsamen Vorfahren von Affen und Vormenschen ist noch für einige Überraschungen gut.
Die Wiege der Menschheit, soviel steht fest, stand wohl in Afrika. Wirklich ambitionierten Ahnenforschern aber reicht diese Antwort nicht – schließlich kann man immer noch etwas tiefer nach den Ursprüngen graben. Woher, zum Beispiel, stammte jenes Wesen in der Wiege eigentlich?
Der gemeinsame Ursprung der Primaten – also von Mensch, Affen und Halbaffen – verliert sich allerdings schnell im Dunkel der Vorgeschichte. Nach bislang gängiger Theorie spalteten sich die letzten gemeinsamen Vorfahren vielleicht nach dem Ende der Kreidezeit in die heute noch aktuellen Großgruppen der Trockennasenaffen (Haplorhini) – den "echten Affen" um Gorilla, Gibbon, Mensch und Co – und der Feuchtnasenaffen (Strepsirhini), Halbaffen mit charakteristisch haarlosen Nasenregionen. Zu denen zählt ein recht unterschiedliches Sammelsurium verschiedener Formen, von den rein madagassischen Lemuren über die gemütlich-trägen Loris bis hin zu den flinken kleinen Buschbabys oder Galagos. Wie und wann genau sich diese Formenvielfalt entwickelte, ist allerdings außerordentlich schlecht nachvollziehbar – allzu lückenhaft sind die fossilen Belege aus der fraglichen Frühaffen-Evolutionsperiode.
Nun schließt ein glücklicher Ausgrabungs-Fund im ägyptischen Fossilparadies Falun durch Erik Seiffert und Elwyn Simons von der Duke University sowie Yousry Attia vom Egyptian Geological Museum einen Teil dieser Lücke [1]. Sie entdeckten Zähne und Kieferknochen bisher unbekannter Verwandter gleich beider noch heute lebender afrikanischer Feuchtnasen-Untergruppen: die Reste von "Saharagalago", dem ältesten bislang entdeckten Vorfahren aller Buschbabys, sowie des Loris-Urahnen "Karanisia". Die Besitzer der uralten Gebisse – bereits ausgestattet mit den gruppencharakteristischen Zahnkämmen, die noch heutige Feuchtnasenaffen zum Lausen ihrer Artgenossen nutzen – lebten gemeinsam vor etwa 40 Millionen Jahren. Ihre Überreste sind damit fast doppelt so alt wie alle bisher gefundenen Fossilien beider Untergruppen.
Eigentlich hatten frühere, auf den bislang spärlichen Fossilfunden beruhende Spekulationen nahegelegt, dass diese beiden Halbaffen-Gruppen zu jener Zeit gerade erst begannen, sich auseinander zu entwickeln. Der neue Fund verschiebt demnach den gemeinsamen Ursprung der Affengruppe ein gutes Stück weiter in die Vergangenheit.
Robert Martin vom Field Museum in Chicago geht gleich noch einige Schritte weiter: Ihm zufolge liefert das überraschend hohe Alter der getrennten Familienstammbäume sogar Belege dafür, dass die Entwicklungsgeschichte der Primaten grundlegend umzuschreiben ist [2]. Er beruft sich dabei unter anderem auf molekularbiologische Untersuchungen, nach denen erste Primaten schon vor etwa 90 Millionen Jahren entstanden sein müssten, und liefert gleichzeitig eine mögliche Erklärung dafür, warum im mittleren und südlichen Afrika keine fossilen Voraffen zu finden sind: Die Affen- und Menschenahnen entstanden, so Martin, vielleicht gar nicht im späteren Afrika – sondern auf jener Madagaskar-Indien-Kontinentalplatte, die vor etwa 180 Millionen Jahren von dem großen Gondwana-Kontinent abbrach und so isoliert wurde.
Später löste sich von der indische Platte dann zunächst Madagaskar – und ließ, so Martins Szenario, dort die Ursprünge der typisch madagassischen Lemuren zurück, die sich dort konkurrenzlos einnischten. Der indische Subkontinent verschiffte dann seine sich entwickelnde Primatenfauna gen Norden und vereinigte sich, vor etwa 50 Millionen Jahren, mit Asien – von dort begannen dann die verschiedenen Gruppen später Frühaffen ihren Siegeszug in alle Welt, bis hinein ins südliche Afrika.
Eine Theorie, die also zur Abwechslung einmal durch das sonst eigentlich immer beklagte Fehlen älterer afrikanischer Fossilien gestützt wird – schließlich hätten indische Affenahnen erst vor 50 Millionen Jahren, von Norden kommend, wieder afrikanischen Boden trockenen Fußes erreichen können. Einmal angekommen, begann dann die afrikanische Erfolgsgeschichte der eingebürgerten Inder – aus denen sich die afrikanischen Feuchtnasenaffen entwickelten.
Ob Ahnen der Trockennasenaffen, also unsere eigentlichen Vorfahren, die indisch-madagassische Seereise mitmachten, bleibt indes unklar: Wie etwa besiedelten sie dann Südamerika? Dort waren sie, den ältesten Fossilfunden zufolge, vor rund 25 Millionen Jahren schon angekommen, eine Landbrücke existierte zwischen Südamerika und dem Rest der Welt damals allerdings schon lange nicht mehr. "Über die Evolution unserer Vorfahren müssten wir erst noch einiges lernen", meint Martin denn auch. Und unbestritten bleibt nur, was ein paar Millionen Jahre später, in Afrika, aus einigen Trockennasenaffen wurde: der erste Mensch.
Der gemeinsame Ursprung der Primaten – also von Mensch, Affen und Halbaffen – verliert sich allerdings schnell im Dunkel der Vorgeschichte. Nach bislang gängiger Theorie spalteten sich die letzten gemeinsamen Vorfahren vielleicht nach dem Ende der Kreidezeit in die heute noch aktuellen Großgruppen der Trockennasenaffen (Haplorhini) – den "echten Affen" um Gorilla, Gibbon, Mensch und Co – und der Feuchtnasenaffen (Strepsirhini), Halbaffen mit charakteristisch haarlosen Nasenregionen. Zu denen zählt ein recht unterschiedliches Sammelsurium verschiedener Formen, von den rein madagassischen Lemuren über die gemütlich-trägen Loris bis hin zu den flinken kleinen Buschbabys oder Galagos. Wie und wann genau sich diese Formenvielfalt entwickelte, ist allerdings außerordentlich schlecht nachvollziehbar – allzu lückenhaft sind die fossilen Belege aus der fraglichen Frühaffen-Evolutionsperiode.
Nun schließt ein glücklicher Ausgrabungs-Fund im ägyptischen Fossilparadies Falun durch Erik Seiffert und Elwyn Simons von der Duke University sowie Yousry Attia vom Egyptian Geological Museum einen Teil dieser Lücke [1]. Sie entdeckten Zähne und Kieferknochen bisher unbekannter Verwandter gleich beider noch heute lebender afrikanischer Feuchtnasen-Untergruppen: die Reste von "Saharagalago", dem ältesten bislang entdeckten Vorfahren aller Buschbabys, sowie des Loris-Urahnen "Karanisia". Die Besitzer der uralten Gebisse – bereits ausgestattet mit den gruppencharakteristischen Zahnkämmen, die noch heutige Feuchtnasenaffen zum Lausen ihrer Artgenossen nutzen – lebten gemeinsam vor etwa 40 Millionen Jahren. Ihre Überreste sind damit fast doppelt so alt wie alle bisher gefundenen Fossilien beider Untergruppen.
Eigentlich hatten frühere, auf den bislang spärlichen Fossilfunden beruhende Spekulationen nahegelegt, dass diese beiden Halbaffen-Gruppen zu jener Zeit gerade erst begannen, sich auseinander zu entwickeln. Der neue Fund verschiebt demnach den gemeinsamen Ursprung der Affengruppe ein gutes Stück weiter in die Vergangenheit.
Robert Martin vom Field Museum in Chicago geht gleich noch einige Schritte weiter: Ihm zufolge liefert das überraschend hohe Alter der getrennten Familienstammbäume sogar Belege dafür, dass die Entwicklungsgeschichte der Primaten grundlegend umzuschreiben ist [2]. Er beruft sich dabei unter anderem auf molekularbiologische Untersuchungen, nach denen erste Primaten schon vor etwa 90 Millionen Jahren entstanden sein müssten, und liefert gleichzeitig eine mögliche Erklärung dafür, warum im mittleren und südlichen Afrika keine fossilen Voraffen zu finden sind: Die Affen- und Menschenahnen entstanden, so Martin, vielleicht gar nicht im späteren Afrika – sondern auf jener Madagaskar-Indien-Kontinentalplatte, die vor etwa 180 Millionen Jahren von dem großen Gondwana-Kontinent abbrach und so isoliert wurde.
Später löste sich von der indische Platte dann zunächst Madagaskar – und ließ, so Martins Szenario, dort die Ursprünge der typisch madagassischen Lemuren zurück, die sich dort konkurrenzlos einnischten. Der indische Subkontinent verschiffte dann seine sich entwickelnde Primatenfauna gen Norden und vereinigte sich, vor etwa 50 Millionen Jahren, mit Asien – von dort begannen dann die verschiedenen Gruppen später Frühaffen ihren Siegeszug in alle Welt, bis hinein ins südliche Afrika.
Eine Theorie, die also zur Abwechslung einmal durch das sonst eigentlich immer beklagte Fehlen älterer afrikanischer Fossilien gestützt wird – schließlich hätten indische Affenahnen erst vor 50 Millionen Jahren, von Norden kommend, wieder afrikanischen Boden trockenen Fußes erreichen können. Einmal angekommen, begann dann die afrikanische Erfolgsgeschichte der eingebürgerten Inder – aus denen sich die afrikanischen Feuchtnasenaffen entwickelten.
Ob Ahnen der Trockennasenaffen, also unsere eigentlichen Vorfahren, die indisch-madagassische Seereise mitmachten, bleibt indes unklar: Wie etwa besiedelten sie dann Südamerika? Dort waren sie, den ältesten Fossilfunden zufolge, vor rund 25 Millionen Jahren schon angekommen, eine Landbrücke existierte zwischen Südamerika und dem Rest der Welt damals allerdings schon lange nicht mehr. "Über die Evolution unserer Vorfahren müssten wir erst noch einiges lernen", meint Martin denn auch. Und unbestritten bleibt nur, was ein paar Millionen Jahre später, in Afrika, aus einigen Trockennasenaffen wurde: der erste Mensch.
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