Leben im All: Ozeane machen extreme Exoplaneten lebenswert
Auf der Suche nach Leben auf anderen Planeten haben Astronomen den ersten Schritt hinter sich: Die Planeten haben sie gefunden; derzeit zählt man knapp 2000 bestätigte Exoplaneten sowie 3000 wahrscheinliche Kandidaten. Um auch einmal Leben auf ihnen entdecken zu können, müssten nun am besten alle Welten aussortiert werden, auf denen zu unwirtliche Bedingungen herrschen. Dabei sollte man allerdings nicht voreilig handeln, meinen nun Forscher um David Ferreira von der University of Reading in England: Manch ein vermeintlich lebensfeindlicher Ort könnte durchaus auf der Kandidatenliste bleiben.
Die Forscher waren der Frage nachgegangen, inwieweit alle Exoplaneten, die sich mit einer schief gekippten Rotationsachse um ihr Zentralgestirn bewegen, als grundsätzlich lebensfeindlich eingestuft werden können – also als Orte, für die zumindest Exobiologen keinen zweiten Blick verschwenden sollten. Für diese Einstufung sprechen gute Gründe: So dürften Planeten mit einer stärker horizontalen Rotationsachse – bei der Erde ist sie mit 23 Grad eher vertikal und nur wenig gegenüber der Orbitebene gekippt – vor allem zu extreme Temperaturen aufweisen. Im Extremfall wäre bei ihnen dann ein Pol für rund ein halbes Jahr der Sonne zugewandt und der andere in Dauerdunkelheit. Das sollte selbst bei Planeten in der habitablen Zone mit komfortablem Abstand zum Zentralgestirn sowie einer geeigneten Atmosphäre für zu extreme Temperaturen sorgen: Eine Hemisphäre würde kochen, die andere einfrieren, heftige Stürme würden toben – kurz, es wohl jedem Ansatz von Leben zu schwer machen.
Womöglich aber würde auch auf solchen Planeten ein großer Ozean atmosphärische Wunder wirken, rechneten die Forscher um Ferreira nun aus. Dies zeigen Computersimulationen eines erdähnlichen Planeten mit einer um 54 und 90 Grad gekippten Rotationsachse, der vollständig mit einem simulierten Wasserkörper von 10, 50 oder 200 Metern Wassertiefe bedeckt war. Die Rechnungen belegen einen unerwartet dramatischen temperaturausgleichenden Effekt des Wassers: Es speichert, wenn das Meer nicht zu flach ist, im Sommer derart viel Wärme und gibt sie im Winter wieder ab, dass auf dem Planeten fast überall zu allen Zeiten eher frühlingshafte mittlere Temperaturen herrschen. "Auf keinen Fall sollte man Exoplaneten mit gekippten Rotationsachsen und großen Ozeanen als möglichen Ort des Lebens abschreiben", findet Ferreira nach diesen Berechnungen. "Wir hatten einen Effekt vermutetet – niemals aber einen derart starken."
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