News: Ozon schnürt Pflanzen den Atem ab
Über die Spaltöffnungen können aber auch andere Gase wie zum Beispiel Ozon eindringen und die Photosynthese beeinträchtigen. Anders als bisher angenommen veranlaßt es die Pflanze jedoch nicht, ihre Poren zu schließen, sondern verhindert im Gegenteil das Öffnen der Stomata (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 7. Dezember 1999). Zu diesem Ergebnis gelangten Gro Torsethaugen und ihre Kollegen von der Penn State University durch Untersuchungen an der Saubohne (Vicia faba), einer weltweit wichtigen Nahrungspflanze und bei Wissenschaftlern beliebtes Studienobjekt, wenn es um Schließzellen geht.
Mit verschiedenen Techniken untersuchten die Wissenschaftler Stomata in den Blättern lebender Pflanzen, Teilen der Blattoberfläche und sogar isolierten Schließzellen. In den letztgenannten konzentrierten sie sich auf den Ein- und Ausstrom von Kaliumionen, die zu den Hauptakteuren des osmotischen Prozesses gehören. Ozon reduzierte den Fluß von Kaliumionen in die Schließzellen, behinderte aber den Ausstrom nicht. Daraus folgern die Wissenschaftler, daß Ozon das Öffnen der Poren beeinträchtigt.
Dieses Ergebnis ist besonders deshalb interessant, weil hohe Ozonkonzentrationen häufig in sehr trockenen Perioden mit starker Sonneneinstrahlung auftreten. In diesen Zeiten halten Pflanzen ihre Spaltöffnungen mehr geschlossen, um sich gegen Verdunstung zu schützen. Erhöhte Ozonkonzentrationen können dann dazu führen, daß die Öffnung der Poren während der Abkühlung am Nachmittag und Abend verzögert wird und die Pflanze weniger Kohlendioxid aufnehmen kann. Das setzt ihre Produktivität und damit den Ernteertrag bei landwirtschaftlich genutzten Arten herab.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 16.7.1998
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