Steinzeiternährnung: Paläodiät kannte die Mehlspeise
Schon lange bevor es die Berufsgruppe "Bauer" gab, haben Menschen sich auch von Pflanzen ernährt: Die steinzeitlichen Jäger und eben auch Sammler haben nährstoffreiche Pflanzen gezielt ausgewählt und verspeist. Und schon sehr früh – lange vor den ersten Ackerbauexperimenten – kannten sie auch Methoden, Körner und Feldfrüchte sinnvoll zuzubereiten, wie italienische Archäologen nun dokumentieren: Sie fanden an über 30 000 Jahre alten Mörsergerätschaften Spuren von Getreidekörnern, die zu Mehl verarbeitet worden waren.
Die Forscher um Anna Revedin von der Universität Florenz entdeckten die Stärkekörner-Reste an einem als Steinstößel identifizierten Werkzeug, das schon 1989 in der Paglicci-Höhle im Süden Italiens ausgegraben und seitdem gut verpackt gelagert gewesen war. Das Gerät war von Menschen in der Ära des frühen Gravettien benutzt worden, um aus den Körnern verschiedener wilder Haferspezies Mehl zu reiben, wie die Analysen nun belegen. Dies muss ein aufwändiger Prozess gewesen sein: Hafer muss zunächst entspelzt werden, zudem wurde er aber wohl auch getrocknet. Die Verarbeitung macht zudem nur Sinn, wenn das Hafermehl anschließend gewässert und gekocht wurde, um es genießbar zu machen, so die Forscher.
Die durchdachten Verarbeitungsprozesse dürften demnach in der jüngeren Altsteinzeit schon Routine gewesen sein, um die vermeintlich fleischlastige Paläodiät aufzupeppen. Hafer diente dabei wohl als Korn der Wahl, bevor die klassischen ersten Feldfrüchte – wie die Wildweizenvarianten Emmer und Einkorn – im fruchtbaren Halbmond domestiziert wurden und die Landwirtschaft ernsthaft begann. Wie früh Menschen schon Getreide verspeist haben, ist umstritten: Einige Funde legen auch nahe, dass etwa auf dem Gebiet des heutigen Irak Neandertaler bereits vor mindestens 44 000 Jahren Wildgerste und andere Gräsersamen aßen.
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