Trepanation: Paläomediziner durchlöcherten nicht nur Schädel
Schon jungsteinzeitliche Chirurgen haben bei Bedarf mit Spezialwerkzeugen Löcher in den Schädel ihrer Patienten geschlagen: Die als Trepanation bekannte Technik – die die Patienten durchaus auch schon einmal überlebten – hat eine lange Tradition. Und dies weltweit: Unabhängig voneinander entwickelten Völker sie überall, etwa auch die Inka und andere präkolumbianische Indianerkulturen. Mediziner streiten allerdings, welches medizinische Wissen der Operationstechnik zu Grunde lag: Wollten die alten Ärzte vielleicht psychische Störungen austreiben? Oder dienten die Schädelstücke nur schlicht als Schmuck oder Amulett?
Nun liefert eine Untersuchung Indizien für medizinische Überlegungen: Die Archäologin Marla Toyne berichtet davon, dass die Schamanen der präkolumbianischen Chachapoya im Norden Perus trepanationsanaloge Löcher auch in Beinknochen bohrten. Offenbar, so die Forscherin über die Spuren an den Schienbeinen von zwei Männern, die sie an einer Ausgrabungsstätte gefunden hatte, unternahmen Menschen hier "therapeutische Interventionen, um einen osteomyelitischen Infekt der distalen Tibia" zu kurieren, also eine Knochenmarksinfektion am Schienbein.
Dies ist der erste Beleg aus der Gegend für solche Versuche am Skelett außer dem Schädel, so die Forscherin. In den vorliegenden Fällen scheinen die Operationen allerdings umsonst gewesen zu sein: Die Knochen zeigen keine Anzeichen dafür, dass die etwa 30-jährigen Patienten nach dem Eingriff noch lange gelebt haben. Wahrscheinlich hatten die Mediziner den Versuch unternommen, durch die Knochenbohrung Flüssigkeit aus der Umgebung des Gewebes um die Infektion abzulassen. Die Patienten scheinen immerhin erst danach gestorben zu sein und wurden dann ordentlich beerdigt, wie die Auffindesituation belegt.
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