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Paläontologie: Älteste bekannte Kaulquappe war ein Gigant

Erwachsene Frösche dieser Art gehören zu den am besten erhaltenen Lurchen der Urzeit. Der Fund ihres Nachwuchses zeigt: Große Frösche können auch großen Nachwuchs haben.
Die Illustration zeigt zwei große Kaulquappen der urzeitlichen Froschart Notobatrachus degiustoi im Wasser,. Die Nase ist bläulich. Die Kaulquappen sind graublau auf dem Rücken und rötlich-weiß am Bauch sowie an den Flanken.
Die urzeitlichen Kaulquappen der Froschart Notobatrachus degiustoi sind der älteste bekannte Nachweis von Lurchnachwuchs, der bislang als Fossilien gefunden wurde.

Mit einer Länge von 17 bis 32 Zentimetern und teilweise mehr als drei Kilogramm Gewicht sind die westafrikanischen Goliathfrösche (Conraua goliath) die größten, heute lebenden Lurche. Ihre Kaulquappen bleiben dagegen mit wenig mehr als drei Zentimeter Länge relativ klein – ganz im Gegensatz zum Nachwuchs des urzeitlichen Froschs Notobatrachus degiustoi: Sie wurden mindestens 16 Zentimeter lang, wie der Fund fossiler Überreste dieser Froschlarven durch ein Team um Mariana Chuliver von der Universidad Maimónides in Buenos Aires belegt. Mit einem Alter von mehr als 160 Millionen Jahren bilden sie zudem die ältesten, bekannten Nachweise von Kaulquappen.

Die Fossilien stammen damit aus dem Mittleren Jura in Patagonien und zeigen den Froschnachwuchs in einem späten Stadium seiner Metamorphose von der Larve zum ausgewachsenen Tier. Insgesamt blieben die Überreste der Kaulquappen erstaunlich gut erhalten: Der Kopf, der größte Teil des Körpers und ein Teil des Schwanzes sind sichtbar; auch die Augen, Teile des Nervensystems und ein Vorderbein sind erkennbar. Typische Merkmale heutiger Kaulquappen, etwa ihr Filtriersystem zur Nahrungsaufnahme, hatten sich damals ebenfalls bereits entwickelt. Die Fossilien zeigen also wichtige Schritte der Evolution dieser Amphibien.

An der Fundstätte hatten Paläontologen schon zahlreiche Versteinerungen von ausgewachsenen Exemplaren des Urzeitfroschs ausgegraben. Diese wurden mit 15 Zentimeter Länge ebenfalls relativ groß. Gigantismus habe sich bei Anuren, also Fröschen und Kröten, mehrfach in ihrer evolutionären Geschichte entwickelt, schreibt die Arbeitsgruppe. Aber Notobatrachus degiustoi gehöre zu den sehr wenigen Ausnahmen, bei denen Larven wie erwachsene Tiere sehr groß wurden. Meist habe sich der Gigantismus nur auf eine der beiden Lebensphasen beschränkt wie bei den Goliathfröschen. Die ältesten bekannten Froschfossilien stammen übrigens aus der späten Trias mit einem Alter von 213 bis 217 Millionen Jahren.

  • Quellen
Nature 10.1038/s41586–024–08055-y, 2024

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