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Paläontologie: Die letzten Wollhaarmammuts hatten wohl einfach Pech

Die letzten europäischen Mammuts starben erst vor relativ kurzer Zeit aus. Schuld daran war wohl ein seltenes Unglück.
Wollhaarmammut auf Wanderschaft
Die letzten Wollhaarmammuts überlebten auf der Wrangel-Insel, die heute zu Russland gehört.

Vor rund 4000 Jahren starben die letzten europäischen Wollhaarmammuts aus – nachdem sie 6000 Jahre lang isoliert vom europäischen Festland und ihren Artgenossen auf der Wrangel-Insel überlebt hatten. Schuld daran war aber offenkundig kein über die Zeit verarmtes Genom, das die Tiere anfälliger für Krankheiten oder zurückgehende Geburtenraten gemacht haben könnte. Ihr Erbgut war kurz vor Ende trotz der kleinen Ausgangspopulation und des kleinen ursprünglichen Genpools immer noch relativ vielfältig, wie eine Studie von Love Dalén von der Universität Stockholm und Co in »Cell« zeigt.

Für die Arbeit hatte das Team das Genom von 21 Wollhaarmammuts analysiert, von denen 14 auf der Wrangel-Insel lebten und sieben auf dem Festland. Die Überreste stammen aus einem Zeitraum, der 50 000 Jahre umfasst und beinhaltete auch Proben aus der Zeit, bevor der Mammutbestand schrumpfte. Die Daten legen nahe, dass die Ausgangspopulation maximal aus acht Mammuts bestand, als steigende Meeresspiegel die Insel vom Festland abschnitten.

Innerhalb von etwa 20 Generationen wuchs ihre Zahl dann auf 200 bis 300 Tiere, was wahrscheinlich der Kapazitätsgrenze der Insel entsprach. Dieser Bestand blieb dann aber anscheinend über die Jahrtausende stabil, obwohl sich im Genom Zeichen von Inzuchtdepression und verarmter genetischer Vielfalt bemerkbar machten.

»Wir können jetzt mit Sicherheit die Vorstellung von der Hand weisen, dass die Population einfach zu klein war und dass sie aus genetischen Gründen zum Aussterben verurteilt war«, sagte Dalén in einer Mitteilung. »Wahrscheinlich war es nur ein zufälliges Ereignis, das die Art auslöschte. Hätte es nicht stattgefunden, gäbe es wohl heute noch Mammuts.«

Welcher Art dieses Ereignis war, ist allerdings unklar. Es könnte sich um mehrere Jahre mit schlechten Wetterbedingungen und wenig Nahrung gehandelt haben, ein Extremwetterereignis, eine eingeschleppte Seuche oder eine starke Verschiebung der Geschlechterverhältnisse, weil zu viele Männchen geboren wurden oder zu viele Weibchen starben. Bei Arten mit sehr kleinen Populationen bilden derartige stochastische Ereignisse ein gängiges Muster und erhöhen das Aussterberisiko. Einen näheren Aufschluss sollen deshalb Untersuchungen an Mammuts geben, die in den letzten 300 Jahren vor dem endgültigen Verschwinden gelebt hatten. Exemplare aus dieser Zeit wurden inzwischen gefunden und sollen analysiert werden.

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  • Quellen
Cell 10.1016/j.cell.2024.05.033, 2024

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