Direkt zum Inhalt

Paläontologie: Kermit, der Frosch aus dem Museum

Es lag jahrelang unbeachtet im Fundus eines Museums. Die Analyse des Fossils ermöglicht neue Schlüsse auf die Evolution der Froschlurche.
Versteinerter Schädel von Kermitops (links) und eines modernen Froschs der Art Lithobates palustris - beide vor schwarzem Hintergrund.
Vergleich des fossilen Schädels von Kermitops mit dem Schädelknochen der heute noch existierenden Art Lithobates palustris.

Im Jahr 1984 grub der Paläontologe und Kurator des Smithsonian’s National Museum of Natural History Nicholas Hotton III ein Fossil in den texanischen Red Beds aus, das er angesichts der Vielzahl seiner Funde nicht mehr im Detail untersuchen konnte. Die Versteinerung verstaubte über Jahrzehnte in den Regalen der Sammlung, bis Calvin So von der George Washington University zusammen mit seinem Team ihre wahre Bedeutung erkannte: Der fossile Schädel gehört zu einem 270 Millionen Jahre alten Vorfahren heutiger Froschlurche und wurde nach dem Muppet-Frosch Kermit Kermitops gratus benannt.

Der Schädel des Tieres ist nur drei Zentimeter lang und zwei Zentimeter breit und weist die großen Augenhöhlen auf, die auch heute typisch für Froschlurche sind. Die Forscher identifizierten das Fossil als Angehörigen der Temnospondyli, einer vielfältigen Gruppe früher Amphibienverwandter, die über 200 Millionen Jahre lang von der Karbonzeit bis zur Trias lebten. Da der Schädel des Tieres jedoch verglichen mit anderen Funden einzigartige Merkmale aufwies, ordneten So und Co ihn in eine völlig neue Gattung ein, die sie Kermitops nannten.

Besonders wertvoll ist der Fund, da es verglichen mit anderen Wirbeltieren nur relativ wenig alte Fossilien früher Amphibien gibt. Dies erschwert die Rekonstruktion der Entwicklungsgeschichte der Frösche, Salamander und anderer Amphibien. Kermitops könnte daher Lücken schließen. Zudem lagern nach den Angaben der Autoren zahlreiche weitere Fossilien mit amphibienartigem Charakter in den Museumsarchiven, so dass sich das Wissen über die frühen Lurche mittelfristig deutlich mehren sollte.

Ein einfaches Leben hatte der Lurch allerdings wohl nicht. Wegen seiner eher kleinen Größe war er sicher gern gesehene Beute für zahlreiche Fressfeinde, deren Überreste sich auch in den Red Rocks finden lassen. Nicholas Hotton grub dort ebenfalls die Fossilien verschiedener größerer Reptilien und der Vorfahren von Säugetieren aus, die sicher genauso Fröschen nachstellten.

WEITERLESEN MIT »SPEKTRUM +«

Im Abo erhalten Sie exklusiven Zugang zu allen Premiumartikeln von »spektrum.de« sowie »Spektrum - Die Woche« als PDF- und App-Ausgabe. Testen Sie 30 Tage uneingeschränkten Zugang zu »Spektrum+« gratis:

Jetzt testen

(Sie müssen Javascript erlauben, um nach der Anmeldung auf diesen Artikel zugreifen zu können)

  • Quellen
Zoological Journal of the Linnean Society, 10.1093/zoolinnean/zlae012, 2024

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.