Direkt zum Inhalt

Paläontologie: Kuhvorfahre lebte unmittelbar nach Dino-Ende

Das Ende der Dinosaurier bereitete den Weg für den Aufstieg der Säugetiere. Ein seltener Schädelfund offenbart einen Verwandten der Huftiere – auch wenn er nicht so aussieht.
Militocodon lydae ist ein Verwandter der heutigen Huftiere, sah aber eher aus wie ein Marder oder Chinchilla. Die Illustration zeigt zwei Tiere mit braunem Fell und hellem Gesicht, die in der Strauchschicht eines Waldes unterwegs sind.
Militocodon lydae war so groß wie ein Chinchilla und sah aus wie ein Roter Panda, gehört aber zu einer ganz anderen Verwandtschaftslinie.

Als vor 65 Millionen Jahren der Chicxulub-Asteroid auf der Erde einschlug, löschte er einen Großteil des Lebens aus. Doch für manche Tiergruppen öffneten sich damit völlig neue Möglichkeiten. Zu den großen Gewinnern gehörten die Säugetiere, die rasch viele der freien ökologischen Nischen nutzten und neue Arten entwickelten. Zu diesen gehörte auch Militocodon lydae, dessen Fund Lucas Weaver von Kent State University und sein Team vorstellten: Die Art sieht zwar aus wie ein Verwandter von Mardern oder Roten Pandas, ist aber nicht enger mit diesen verwandt, sondern Teil einer ganz anderen Linie.

Das Fossil stammt aus einer Lagerstätte im Gebiet von Corral Bluffs, das in Colorado liegt, und datiert in eine Zeit kurz nach dem Chicxulub-Ereignis: Analysen des Gesteins legen nahe, dass es sich bereits 600 000 Jahre nach dem Einschlag gebildet hatte, also in geologisch noch relativ kurzer Zeit nach der Katastrophe. Die Überreste des Tiers erlauben demnach Einblicke in diese Hochphase der Säugetierevolution, schreiben die Forscher – zumal Fossilienfunde aus dieser Zeit bislang relativ rar sind, weshalb der in Teilen erhaltene, versteinerte Schädel besonders bemerkenswert sei. Anhand dieses Knochens schließen Weaver und Co, dass Militocodon lydae ungefähr die Größe heutiger Chinchillas hatte und weniger als 500 Gramm wog.

Der Schädel weist aber verschiedene Charakteristika auf, die eine Einordnung des Tiers in die Gruppe der Condylarthra – Stammhuftiere – erlauben: Die Art zählte also zu den Vorfahren der gegenwärtigen Huftiere wie Kühe, Antilopen oder Hirsche. Das legen auch seine Zähne nahe, die denen von Pflanzen- oder Allesfressern gleichen.

Auch wenn Chicxulub den Säugern den Aufstieg ermöglicht hatte: Die ersten Arten lebten bereits vorher unter den Dinosauriern und erreichten schon damals eine bemerkenswerte Vielfalt – allerdings keine Dominanz, wie es dann in den letzten 65 Millionen Jahren der Fall war. Säugetiertypische Spezialisierungen wie ein komplexes Gebiss, scharfe Sinne und das Säugen weniger Nachkommen hatten sich aber bereits in der Ära der Dinos entwickelt, bevor die »echten« Säugetiere die Bühne betraten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.