Paläontologie: Land der Riesen - und der Zwerge
Ein Drittel aller heutigen Pinguinarten lebt an den neuseeländischen Küsten, weitere Spezies durchwandern die Gewässer des Landes. Wahrscheinlich entstand diese Vogelfamilie auch in Zealandia, dem untergegangenen Kontinent, wovon Neuseeland ein Überrest ist. Wie artenreich die Region auch in der Vergangenheit schon war, belegen immer neue Fossilfunde. Im »Journal of Paleontology« stellen Forscher um Daniel Thomas von der Massey University in Auckland ein weiteres Beispiel vor: Wilsons Zwergpinguin (Eudyptula wilsonae), der mit den noch existenten Zwergpinguinen (Eudyptula minor) des Landes nahe verwandt ist.
Mit einem Alter von drei Millionen Jahren gehören die beiden gefundenen Vogelschädel zu den ältesten bekannten Vertretern von Zwergpinguinen: Diese Pinguinlinie überdauert offenbar schon seit Millionen von Jahren in Neuseeland; eine verwandte Art findet sich in Südaustralien. Die Fossilien sind die Überreste eines erwachsenen und eines Jungtiers und waren so gut erhalten, dass die Forscher daraus die ungefähre Größe und das Gewicht der Tiere ableiten konnten. Bei einer Standhöhe von 35 Zentimetern wogen sie wohl weniger als ein Kilogramm, was in etwa vergleichbar mit ihren lebenden Verwandten ist. Ihr Schädel war möglicherweise etwas schmaler.
Die Wissenschaftler waren überrascht, wie wenig sich diese Linie »extrem niedlicher« Pinguine mit der Zeit verändert hat, trotz der großen Umweltveränderungen im Lauf ihrer Evolution, schreibt der Mitautor Daniel Ksepkain in einem Blogbeitrag. »Das muss man beachten, wenn man über die Ursprünge dieser Pinguine, die Entwicklung der Seevogelvielfalt in Neuseeland und die dynamische Umwelt, in der sie leben, nachdenkt«, so Thomas. »Das Klima hat sich in dieser Zeit stark verändert, und diese Linie hat diese Wechsel gut überstanden.«
Immer wieder werden in dem Pazifikstaat die Fossilien neuer Pinguinarten entdeckt. Im Februar 2023 etwa vermeldete eine Arbeitsgruppe das genaue Gegenteil eines Zwergpinguins: Kumimanu fordycei war wohl größer als die meisten Menschen und wog mit bis zu 150 Kilogramm so viel wie ein durchschnittliches Schwarzbärmännchen. Mit seiner Größe lag der Pinguin vermutlich sogar an der Obergrenze, die für Seevögel möglich ist. Neben dem Riesen bestimmte das Team noch eine zweite fossile Art, die es Petradyptes stonehousei nannte. Mit einem geschätzten Gewicht von 50 Kilogramm war sie ebenfalls schwerer als Kaiserpinguine, die es auf rund 40 Kilogramm bringen.
Die beiden Arten lebten schon vor etwa 57 Millionen Jahren, nach dem Massenaussterben der Dinosaurier und anderer Tiergruppen. Sie belegen die einstige Vielfalt an Pinguinen, welche die heutige weit übertraf.
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