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Paläontologie: Morsche Knochen plagten den Donnervogel

Mit Ankunft der ersten Menschen in Australien begann die Megafauna des Kontinents auszusterben. Eine Krankheit könnte das Ende riesiger Laufvögel beschleunigt haben.
Genyornis newtoni (künstlerische Darstellung)

Bis vor knapp 50 000 Jahren schritten riesige Vögel durch Australien: Der Donnervogel Genyornis newtoni, bisweilen auch Megagans genannt, wog bis zu 230 Kilogramm und war mehr als zwei Meter hoch und damit deutlich massiger als heutige Emus. Doch dann starben die Tiere wie viele andere Vertreter der australischen Megafauna aus, wahrscheinlich durch eine Kombination aus Überjagung und Klimaveränderungen. Doch zumindest bei Genyornis newtoni könnte eine Krankheit das Ende mitverursacht haben. Das legen Knochenfunde aus Sedimenten des Lake Callabonna nahe, die Phoebe McInerney von der Flinders University und ihre Arbeitsgruppe in den »Papers in Palaeontology« vorstellen.

Bei mindestens vier Tieren stellte das Team Spuren von Osteomyelitis fest: eine durch Bakterien, Mykobakterien oder Pilze verursachte Krankheit, die Knochen entzündet und zu abnormem Wachstum oder zu Aushöhlungen im Skelett führt. Es handelt sich um einen sehr schmerzhaften Prozess, der die Beweglichkeit erheblich einschränkt und damit auch die Suche nach Nahrung und Wasser. Zehn Prozent der in Lake Callabonna gefundenen Individuen waren davon betroffen. Doch könnte die tatsächliche Zahl viel größer gewesen sein, da McInerney und Co nicht alle Knochen mit dem nötigen Aufwand untersuchen konnten.

Die Zahl der erkrankten Tiere war dennoch bemerkenswert hoch, da die Krankheit heute bei Vögeln immer nur sehr vereinzelt auftritt, schreibt die Arbeitsgruppe. Osteomyelitis entsteht, wenn etwa Bakterien das Knochengewebe nach Brüchen infiziert oder aus entzündeten Muskeln übergehen. Die Seuche traf damals wahrscheinlich auf eine geschwächte Population: Vor 48 000 Jahren begann eine Serie starker Dürren, die in weiten Teilen Australiens Seen und Wälder schrumpfen und Trockengebiete wachsen ließ.

Wegen des Nahrungs- und Wassermangels mussten auch die Donnervögel weiter umherstreifen, was sie schwächte und anfälliger für Krankheiten machte. Frisch freigelegte Schlammflächen an den Seen erschwerten den Zugang zum Wasser und sorgten dafür, dass die Tier stecken blieben. Das ist einer der Gründe für den großen Fossilienreichtum am Lake Callabonna. Dürre und Seuchen könnten den Donnervögeln daher ebenso zugesetzt haben wie die Jagd und der Verzehr der Eier durch die Aborigines, der ebenfalls durch Fundstätten belegt ist.

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