Paläontologie: Noch mehr Affen überquerten den Atlantik
Vor rund 130 Millionen Jahren begannen sich Afrika und Südamerika aufzuspalten: ein langsamer Prozess, der Millionen Jahre dauerte. Doch auch als die beiden Kontinente schon durch den sich immer weiter öffnenden Atlantik getrennt wurden, gelangten weiterhin Tiere und Pflanzen über das Meer. Das zeigen verschiedene Verwandtschaftslinien, die nicht bis in die Zeit des gemeinsamen Superkontinents Gondwana zurückreichen. Dazu zählen unter anderem die Neuweltaffen, deren Vorfahren tatsächlich aus der Alten Welt stammen, wie Fossilfunde belegen. Erik Seiffert von der University of Southern California in Los Angeles und sein Team erklären in »Science«, dass dies offensichtlich noch einer zweiten, heute ausgestorbenen Affenlinie geglückt sein muss.
Die Paläontologen beschreiben in ihrer Studie fossile Primatenzähne, die sie tief im peruanischen Regenwald gefunden hatten und die eine enge Verwandtschaft mit der ebenfalls verschwundenen Primatenfamilie der Parapithecidae aus der Alten Welt vermuten lassen. »Es handelt sich um einen einzigartigen Fund«, sagt Seiffert. Er bezeuge, dass es neben den Vorfahren der heutigen Neuweltaffen und der Gruppe der so genannten Meerschweinchenverwandten mindestens eine dritte Abstammungslinie unter den Säugetieren gibt, die sich auf Afrika zurückführen lässt.
Ucayalipithecus perdita, so der Name der neu entdeckten, fossilen Affenart, lebte sehr wahrscheinlich während des Oligozäns, das vor 34 bis 23 Millionen Jahren herrschte. Sie hatte ungefähr die Größe heutiger südamerikanischer Krallenäffchen und war daher eher klein. Anhand der starken Übereinstimmung der Zahnmerkmale zwischen den Neu- und Altweltvertretern der Parapithecidae vermuten die Wissenschaftler, dass die südamerikanischen Tiere vor etwa 34 Millionen Jahren über das Meer gekommen sind.
Damals war der Atlantik etwa 1500 Kilometer breit: Zu dieser Zeit entwickelte sich der mächtige Eispanzer der Antarktis, weswegen die Meeresspiegel fielen – was die Reise erleichterte. Dennoch mussten die Tiere tage- oder wochenlang auf dem Meer überleben. Wahrscheinlich gelangten sie auf großen treibenden Vegetationsteppichen über den Ozean. Starke Stürme oder Hochwasser entlang von Flüssen können große Bäume entwurzeln, die dann andere Pflanzen mitreißen und so richtige Flöße schaffen. Auf ihnen schipperten zahlreiche Tiere mit, die mit Glück neue Kontinente erobern konnten.
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