Direkt zum Inhalt

Paläontologie: Überreste des ältesten Waldes der Erde gefunden

Wälder bedecken unseren Planeten seit hunderten Millionen Jahren. Das zeigen Überreste eines versteinerten Waldes aus dem Devon.
Versteinertes Holz in verschiedenen Farben liegt auf einem Sand-Kies-Boden mit vertrocknetem Gras im Umfeld.
Immer wieder finden sich versteinerte Überreste von Wäldern oder Bäumen (Archivbild). Doch keine sind so alt wie Funde aus dem Devon.

Vor mindestens 386 Millionen Jahren wuchs an den heutigen Küsten von Devon und Sussex in England ein Wald, der wie eine Art Palmenhain ausgesehen haben muss. Seine Überreste bilden den bislang ältesten Nachweis von Wäldern in der Erdgeschichte, berichten Neil Davies von der University of Cambridge und sein Team im »Journal of the Geological Society«: Die Fossilien sind nochmals vier Millionen Jahre älter als der bisherige Rekordhalter, der im US-Bundesstaat New York ausgegraben worden war. Zudem sind die versteinerten Pflanzen die ältesten Bäume, die bislang in Großbritannien gefunden wurden.

Die Überreste gehören zu einer Pflanzengruppe namens Calamophyton, die an Palmen erinnern, aber nicht näher mit diesen, sondern mit Farnen verwandt sind. Ihre Stämme blieben innen hohl, und statt Blättern besaßen sie sehr viele dünne Zweige, die sich immer weiter aufspalteten und über die sie Fotosynthese betrieben. Außerdem waren diese Bäume deutlich kleiner als heutige Vertreter, weswegen der damalige Wald bereits in maximal vier Meter Höhe seinen Kronenraum erreicht hatte. Auf dem Weg nach oben verloren die Pflanzen immer wieder die untersten Äste, was eine dicke Streuschicht zur Folge hatte, in der wahrscheinlich zahlreiche wirbellose Tiere lebten.

Die Altersbestimmung reicht bis ins Mittlere Devon, als sich das Leben zunehmend an Land ausbreitete. Bis zum Ende dieses Zeitalters hatten sich dann die ersten Samen tragenden Pflanzen entwickelt und sich viele wirbellose Tiere ans Landleben angepasst und dort in verschiedenste neue Arten aufgespalten. »Das Devon hat das Leben auf der Erde grundlegend verändert«, sagte Neil Davies: »Es beeinflusste auch die Wechselwirkungen zwischen Wasser und Land, da Bäume und andere Pflanzen durch ihre Wurzeln Sedimente stabilisierten.« Zudem änderte sich der Wasserkreislauf, weil die Gewächse ebenfalls Wasser verdampften.

Der Fossilienfund überraschte die Arbeitsgruppe einigermaßen, da sie kaum versteinerte Überreste in den Sandsteinklippen rund um Minehead erwartet hatte: Manche der Formationen sind nur per Boot und Kletterpartie erreichbar. Tatsächlich identifizierte das Team zahlreiche versteinerte Pflanzen inklusive ihrer Stämme und abgeworfener Zweig sowie die Überreste von Wurzelkanälen. Während des Devons herrschte in der Region ein eher trockenes Klima, doch durchschnitt ein Fluss die Landschaft, an dessen Ufern der Wald wuchs.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.