Coronavirus: Pandemie lässt Erde weniger stark beben
Die Corona-Pandemie bringt seit Wochen große Einschränkungen für Menschen in Europa und anderen Erdteilen mit sich. Betroffen davon sind auch viele Forschungsprojekte, die wegen der Kontakt- und Ausgangssperren fürs Erste ausfallen. Geologen bietet die globale Krise dagegen eine Chance: Sie können dieser Tage selbst kleinste Erdbeben und sonstige seismische Ereignisse aufspüren, wie das Wissenschaftsmagazin »Nature« berichtet.
In normalen Zeiten stört eine Art Grundrauschen Präzisionsmessungen unter der Erde. Es geht auf die Bewegungen von Zügen, schweren Fahrzeugen und Industrieanlagen zurück. Für sich genommen sind die resultierenden Erschütterungen zu schwach, um die Erdkruste in Schwingung zu versetzen. Aber im Kollektiv tauchen die von Menschen betriebenen Schwerlasten als klar sichtbares Störsignal in seismischen Detektoren auf.
The #covid19UK lockdown as seen by a seismometer. This week has seen a reduction in average daytime background seismic noise level (purple line). Data is from @BGSseismology station SWN1 located close to the M4 motorway, so this probably reflects less traffic out on the roads. pic.twitter.com/uNhtKmeCdf
— Stephen Hicks (@seismo_steve) March 26, 2020
Für gewöhnlich ebbt dieses Brummen nur über die Weihnachtsfeiertage und am Wochenende ab. Oder aber in Zeiten einer globalen Pandemie, wie unter anderem Thomas Lecocq von der Königlichen Sternwarte von Belgien berichtet: Das Seismometer des Forschungsinstituts sei momentan so empfindlich wie ein Pendant in einem 100 Meter tiefen Bohrloch, sagt Lecocq im Gespräch mit »Nature«. Er und seine Kollegen könnten die besondere Situation daher nutzen, um natürliche Vibrationen in der Erdkruste genauer als bisher zu studieren.
Von den ruhigen Wochen, die die Pandemie mit sich bringt, könnten wohl auch Physiker profitieren, die mit kilometerlangen Laserinterferometern nach Gravitationswellen suchen. Die Jagd nach diesen winzigen Erschütterungen der Raumzeit wird ebenfalls von irdischen Erschütterungen gestört. Doch die Forscher haben ihren aktuellen Suchlauf vergangenen Freitag vorläufig beendet – aus Personalmangel.
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