Ökologie: Parasiten fördern Kannibalismus
Der parasitische Pilz Pleistophora mulleriverführt seine Wirte dazu, die eigenen Artgenossen zu vertilgen. Wenn der nordirische Bachflohkrebs Gammarus duebeni von den Parasiten besiedelt ist, werden die Krebstierchen nicht nur aggressiver gegen ihre Mit-Flohkrebse, sondern auch gieriger – sie verschlingen ihre Opfer in deutlich kürzerer Zeit. Zwar ist es unter Flohkrebsen durchaus üblich, den eigenen Nachwuchs zu fressen, die befallenen Individuen tun das jedoch doppelt so oft. Der Grund für das veränderte Verhalten ist nach Ansicht des Teams womöglich der erhöhte Nahrungsbedarf durch den Parasiten.
Pleistophora mulleri gehört zu den Mikrosporidien, einer Gruppe von Krankheitserregern, die zum Beispiel auch Aquarienfische befällt. Bei den Flohkrebsen verursachen sie eine ausgesprochen schwere Erkrankung, die sich nicht nur im Erscheinungsbild der Tiere niederschlägt – sie essen auch deutlich weniger selektiv und verschlingen infizierte Artgenossen, was sie sonst meist zu vermeiden wissen. Der Effekt des zusätzlichen Kannibalismus sei womöglich so groß, dass es die Art verwundbar für andere, neu in den Lebensraum eindringende Arten mache.
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