Direkt zum Inhalt

Parker Solar Probe: Zum ersten Mal wurde die Sonne berührt

Die Solar Parker Probe ist unter jene kritische Grenze geflogen, an der die Sonnenatmosphäre endet. Die für Extreme ausgelegte Sonnensonde wird sogar noch dichter heranrücken.
Künstlerische Darstellung der Parker Solar Probe und ihres Untersuchungsobjekts

Die NASA-Sonde Parker Solar Probe ist durch die äußere Atmosphäre der Sonne geflogen und hat damit nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde als erstes Raumschiff diesen Stern berührt. Die Passage durch die Sonnenkorona habe nur wenige Stunden gedauert und bereits am 28. April 2021 stattgefunden.

»Den Stoff zu berühren, aus dem die Sonne selbst besteht«, werde vielfältige Informationen über unser Zentralgestirn und seinen Einfluss auf das Sonnensystem liefern, heißt es in der Mitteilung. In der Sonnenkorona wurden Partikel und Magnetfelder untersucht. Erste Ergebnisse dieses Vorbeiflugs wurden nun im Fachmagazin »Physical Review Letters« publiziert.

Die Sonde umrundet die Sonne auf elliptischen Bahnen und wird sich ihr dabei in den kommenden Monaten und Jahren noch weiter annähern. Bei ihrer bislang letzten dichtesten Annäherung (Perihel) am 21. November 2021 befand sie sich rund 8,5 Millionen Kilometer über der Oberfläche. Sie bewegt sich zurzeit mit einer Geschwindigkeit von mehr als 590 000 Kilometern pro Stunde fort. Mit diesem Tempo könnte sie die Distanz Erde-Mond in unter einer Stunde zurücklegen. Wenige Wochen zuvor hatte sie sich noch Schwung bei der Venus geholt.

Die Alfvén-Oberfläche markiert das Ende der Sonnenatmosphäre

Anders als die Erde hat die Sonne keine feste Oberfläche. Die Bestandteile ihrer Atmosphäre sind durch Schwerkraft und magnetische Kräfte an die Sonne gebunden, werden aber durch Hitze und Strahlungsdruck von ihr weggedrückt. Ab einer bestimmten Grenze sind Schwerkraft und Magnetfelder zu schwach, um das Entkommen des Materials zu verhindern – es wird zu Sonnenwind, der ins All verschwindet, ohne je wieder von der Sonne eingefangen zu werden. Die Grenze, ab der das geschieht, heißt Alfvén-Oberfläche. Sie markiert das äußere Ende der Sonnenatmosphäre. Bei ihrem Vorbeiflug an der Sonne im vergangenen April passierte die Parker Solar Probe mehrfach diese Grenze, die sich nicht kugelförmig um die Sonne erstreckt, sondern zahlreiche Unregelmäßigkeiten und Ausbuchtungen aufweist.

Die Sonde war bereits wenige Monate nach ihrem Start im August 2018 so nah an die Sonne herangekommen wie kein anderes Raumschiff zuvor. Damals war sie näher als 42,7 Millionen Kilometer an die Sonne herangerückt und hatte damit den im April 1976 aufgestellten Rekord der deutsch-amerikanischen Helios-2-Sonde gebrochen. Bis zum Ende ihrer Mission wird sie der Sonne auf 6,16 Millionen Kilometer nahe kommen.

Geschützt von einem fast zwölf Zentimeter dicken Panzer aus Kohlenstofffaser soll das rund 680 Kilogramm schwere Fluggerät von der Größe eines Kleinwagens extreme Hitze und Strahlung aushalten können. Die NASA verspricht sich von der bis 2025 angesetzten Mission unter anderem Erkenntnisse darüber, warum die Korona um ein Vielfaches heißer ist als die Oberfläche der Sonne und somit auch über die Funktionsweise von Sternen. Die Daten könnten zudem künftige Vorhersagen des »Weltraumwetters« genauer machen. Dabei geht es darum, den Sonnenwind besser zu verstehen. Der Strom geladener Teilchen kann je nach Stärke irdische Telekommunikation und Satellitenverbindungen stören, wenn er auf die Erde trifft.

Anmerkung: In einer ursprünglichen Fassung dieses Beitrags wurde das Gewicht der Sonde falsch angegeben. Wir haben den Fehler korrigiert.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.