Partnerschaft: Ein Mann, zwei Frauen
Rund jeder dritte Mann würde eine Partnerin bevorzugen, die sexuelle Kontakte mit anderen Frauen hat – sofern er mitmachen darf. Ohne eigene Beteiligung sind es nicht einmal halb so viele. Umgekehrt hätte nur knapp jede 20. Frau gerne einen Partner, der gleichgeschlechtliche Sexualkontakte unterhält und sie daran beteiligt, und ohne Mitbeteiligung sogar nur 1 von 500. Das ergab eine Studie an der Universität Nikosia in Zypern, die im Fachblatt »Personality and Individual Differences« erscheint. Die befragten 775 heterosexuellen Männer und Frauen waren im Schnitt 26 bis 27 Jahre alt. Jede dritte Versuchsperson war nach eigenen Angaben Single und jede fünfte verheiratet.
Dass sich mehr Männer als Frauen über gleichgeschlechtliche Kontakte ihrer Partner(in) freuen, hatten der Evolutionsforscher Menelaos Apostolou und der Informatiker Christoforos Christoforou natürlich erwartet. Deshalb hatten sie gleich mit weiteren Fragen naheliegende Ursachen überprüft. Zwei Erklärungen konnten sie ausschließen: Weder ließen sich die Unterschiede auf etwaigen häufigeren Pornokonsum zurückführen noch auf mehr oder weniger ausgeprägte religiöse Überzeugungen. Denn auch nachdem die Autoren diese möglichen Einflüsse statistisch herausrechneten, änderte sich nichts daran, dass Männer eher Partnerinnen mit gleichgeschlechtlichen Kontakten bevorzugten als Frauen im umgekehrten Fall. Vielmehr, so schließen die Forscher, sei »häufiger Konsum von Pornos, die gleichgeschlechtlichen Sex zwischen Frauen zeigen, das Ergebnis dieser männlichen Vorlieben«.
Die Daten stehen laut Apostolou und Christoforou in Einklang mit einer anderen Hypothese: Gleichgeschlechtliche Kontakte ihrer Partnerinnen verschafften Männern Zugang zu weiteren Frauen und somit einen evolutionären Vorteil. Dafür spräche, dass vor allem Männer in Kurzzeitbeziehungen homosexuelle Interessen ihrer Partnerinnen begrüßten. Noch dazu sinke für den Mann das Risiko eines Kuckuckskindes, wenn seine Frau oder Freundin ihre Zeit in gleichgeschlechtliche Vergnügungen investiere. Frauen hingegen seien sich ihrer eigenen Mutterschaft sicher. Und anders als ein Mann könne eine Frau die Zahl ihrer Nachkommen nicht unbeschränkt steigern, wenn sie mehr Gelegenheit dazu bekommt. Unterm Strich sei es deshalb für den Fortpflanzungserfolg von heterosexuellen Männern vorteilhafter als für den von Frauen, wenn sie sich an homosexuellen Aktivitäten ihrer Gefährten erfreuten.
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