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Paarungsverhalten: Patchwork-Albatrosse

Albatrosse gelten eigentlich als treue Artgenossen, die normalerweise für monogame Paargemeinschaften bekannt sind und bei denen beide Geschlechter Brutpflege leisten: Während der eine brütet, sucht der andere auf dem Meer nach Nahrung. Wenn jedoch die Geschlechterverteilung aus dem Gleichgewicht gerät, wie in einer Kolonie der Laysanalbatrosse (Phoebastria immutabilis) auf der hawaiianischen Insel Oahu, wo 60 Prozent der Tiere Weibchen sind, ändern sich die Verhältnisse. Einige Männchen nutzen die Gelegenheit zur Weitergabe der eigenen Gene und paaren sich hier mit Weibchen, die keinen festen Partner gefunden haben. Sie kümmern sich aber nur um die Brut ihrer eigenen Partnerin. Trotzdem können auch die Nebenweibchen ihre Brut großziehen: Sie bekommen Hilfe von einer Geschlechtsgenossin, stellten Lindsay Young und Eric VanderWerf vom Pacific Rim Conservation in Honolulu fest.

Auch hier teilen sich die Partnerinnen in den gleichgeschlechtlichen Nutzgemeinschaften die Aufzucht: Brütet die eine, zieht die andere hinaus aufs Meer, um Nahrung zu finden. Danach wird gewechselt – ähnlich der Arbeitsteilung in heterosexuellen Paaren. Werden im folgenden Jahr sogar beide Weibchen befruchtet, so wird dann tatsächlich nur das Ei derjenigen ausgebrütet, die zuvor nicht an der Reihe war.

Zudem besteht in dieser folgenden Brutsaison für die Weibchen die Chance, von einem ungebundenen Männchen als Partnerin erkoren zu werden – allerdings haben dabei nur diejenigen eine Chance, die bereits erfolgreich ein Küken großgezogen haben. Wie die Albatrosmännchen solche Kandidatinnen erkennen, ist den Forscherinnen noch ein Rätsel: "Ausgezeichnete Frage! Wir haben keine Ahnung", erklärt Young. Sie haben die Laysanalbatrosse im Naturschutzgebiet Kaena Point auf Oahu von 2003 bis 2012 beobachtetet, werden aber die Geheimnisse der Laysanalbatrosse noch weiter untersuchen.

Diese konkurrenzgetriebene Paarungsdynamik übt großen Druck auf die Weibchen aus. Normalerweise nehmen sich die Vögel Brutpausen, um sich zu erholen. Die hawaiianischen Albatrosweibchen können sich eine solche Pause jedoch nicht leisten – schließlich werden sie unattraktiv, wenn sie sich nicht fortpflanzen. Allerdings berechneten die Forscher, dass für alle weiblichen Albatrosse – egal in welcher Partnerschaft sie leben – die Überlebenschancen am größten sind, wenn sie sich nicht reproduzieren. So sparen sie sich Stress und können sich einzig darum kümmern, dass sie immer genug Nahrung haben.

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