Verhaltensforschung: Pavian gib Acht!
Wenn Affen mit Affen in wechselnden Konstellationen Sex haben, fällt der Überblick über die resultierende Kinderschar schwer. Zumindest den Evolutionsbiologen - sie müssen genau hinsehen, um zu verstehen, dass grundlose Aggression und selbstgefährdender Heldenmut eigentlich nur ganz vernünftige Reaktionen von stolzen Vätern sind.
Verhaltensforscher legen berufsbedingt hohe Flexibilität an den Tag, wenn es darum geht, eingängige Hypothesen an dazu leider nicht passende Realitäten anzugleichen. Ein gutes Beispiel liefert die Forschertruppe, die im Auftrag der Duke-Universität schon seit geraumer Zeit ein paar Paviane am Fuße des Kilimandscharo unter strengster wissenschaftlicher Beobachtung behalten. Im Fokus der Forscher unter Teamchefin Susan Alberts stehen dabei Kabale und Liebe im Steppenpavian-Verbund – ein Forschungsfeld, auf dem Papio cynocephalus ein ums andere Mal beweist, dass man es sich nie zu leicht machen sollte, wenn man das Verhalten eines Affen prognostiziert.
Zum Beispiel in Sachen Fortpflanzung: In Liebesdingen müssten, dachte man zunächst, Papio-Männchen und Weibchen sich – wie eben Tiere unter der Kontrolle ihrer egoistischen Gene – streng Kosten-Nutzen-orientiert verhalten. Für die Paviane schreibt das simplifizierte Modell dabei eine gewisse Wahl- und Verantwortungslosigkeit vor. Da sich Pavianweibchen oft und mit wechselnden Partnern vergnügen, können die Väter nie sicher sein, ob der Nachwuchs einer der vielen Ex-Gespielinnen wirklich die eigenen Gene trägt.
Diese Idee bröckelte allerdings bei näherer Betrachtung. Forscher hatten schon bald darüber gestutzt, dass Paviane durchaus häufig hilflosen Nachwuchs heftig piesacken. Nun ist Aggression gegenüber Fremdnachwuchs zwar unschön, aber für viele Tiere typisch und von Biologen sonnenklar erklärbar: Viele Männchen greifen bei Gelegenheit an, um Konkurrenz zu schwächen und die Chancen der eigenen Kinder zu verbessern, in der nächsten Generation zu reüssieren – eben kaltes Kosten-Nutzen-Denken. Bei promiskuitiven Spezies ohne langfristige Familienbindung wie den Pavianen muss dieses wahllose Verhalten allerdings darin enden, auch einmal aus Versehen den eigenen, unbekannten Nachwuchs zu attackieren. Und sollte demnach eigentlich unterbleiben.
Mühseligen genetische Untersuchungen anhand unzähliger Kotproben sowie penibler Verhaltensbeobachtungen brachten eine Antwort auf das Dilemma: Paviane wissen entgegen der Vorhersage eben doch, welche Paviankinder ihre eigenen sind. Denn auch in wild durcheinander gewürfelten Gruppen, bei der jeder es schon einmal mit jeder hatte, attackieren die Männchen zielsicher ausschließlich die genetischen Nachkommen der anderen. Zudem aber verteidigen sie auch ihre eigenen Kinder gegen die Angriffe ihrer männlichen Nebenbuhler.
Ja, ermittelten die Pavianbeobachter um Alberts nach der neuerlichen Auswertung von dreißig Jahren penibler Pavianbeobachtungsdaten. Die Forscher hatten dabei besonders darauf geachtet, welche Vorteile die von Vätern beschützten Nachwuchsaffen hatten. Diese entpuppten sich als ziemlich eindeutig: Wie sich zeigte, sorgte die Anwesenheit von Vätern im sozialen Umfeld dafür, dass Töchter schneller ihre eigene sexuelle Reife erreichten – und schließlich deswegen auch in der Summe einen größeren reproduktiven Erfolg im Leben hatten. Auf Deutsch: Beschützte Pavianmädchen bekommen später mehr Kinder.
Was natürlich wiederum für ihre Väter schön ist, erfüllen sie damit doch eigene Lebenszielvorgaben insgesamt besser – die Weitergabe der eigenen Gene an die nachfolgenden Generationen. Der paternale Schutzeffekt wirkt übrigens auch bei Söhnen, ermittelte Alberts Team. Dabei kommt aber dem Rang des Pavianpapas in der Affenhierarchie eine besondere Rolle zu: Nur ranghöhere Männchen können Söhne offenbar wirklich so gut schützen, dass auch sie früher geschlechtsreif werden und Papa schneller zum glücklichen Opa machen. Insgesamt, finden Alberts und Co jedenfalls, war die Rolle von Vätern bislang unterschätzt worden. Zumindest in der Evolutionsbiologie.
Zum Beispiel in Sachen Fortpflanzung: In Liebesdingen müssten, dachte man zunächst, Papio-Männchen und Weibchen sich – wie eben Tiere unter der Kontrolle ihrer egoistischen Gene – streng Kosten-Nutzen-orientiert verhalten. Für die Paviane schreibt das simplifizierte Modell dabei eine gewisse Wahl- und Verantwortungslosigkeit vor. Da sich Pavianweibchen oft und mit wechselnden Partnern vergnügen, können die Väter nie sicher sein, ob der Nachwuchs einer der vielen Ex-Gespielinnen wirklich die eigenen Gene trägt.
Und wahrscheinlich, so prophezeite die Pavianforschergemeinde, erkennen die Väter ihren weit verstreuten Nachwuchs deshalb auch gar nicht. Folgerichtigerweise investiert Mann am Besten auch erst gar nicht darin, irgendwelche Kinder von irgendwelchen Pavianinnen zu beschützen oder zu umsorgen, sondern einfach nur darin, dem nächsten, na ja, Rock nachzusteigen.
Diese Idee bröckelte allerdings bei näherer Betrachtung. Forscher hatten schon bald darüber gestutzt, dass Paviane durchaus häufig hilflosen Nachwuchs heftig piesacken. Nun ist Aggression gegenüber Fremdnachwuchs zwar unschön, aber für viele Tiere typisch und von Biologen sonnenklar erklärbar: Viele Männchen greifen bei Gelegenheit an, um Konkurrenz zu schwächen und die Chancen der eigenen Kinder zu verbessern, in der nächsten Generation zu reüssieren – eben kaltes Kosten-Nutzen-Denken. Bei promiskuitiven Spezies ohne langfristige Familienbindung wie den Pavianen muss dieses wahllose Verhalten allerdings darin enden, auch einmal aus Versehen den eigenen, unbekannten Nachwuchs zu attackieren. Und sollte demnach eigentlich unterbleiben.
Mühseligen genetische Untersuchungen anhand unzähliger Kotproben sowie penibler Verhaltensbeobachtungen brachten eine Antwort auf das Dilemma: Paviane wissen entgegen der Vorhersage eben doch, welche Paviankinder ihre eigenen sind. Denn auch in wild durcheinander gewürfelten Gruppen, bei der jeder es schon einmal mit jeder hatte, attackieren die Männchen zielsicher ausschließlich die genetischen Nachkommen der anderen. Zudem aber verteidigen sie auch ihre eigenen Kinder gegen die Angriffe ihrer männlichen Nebenbuhler.
Genau diese rückhaltlose Selbstaufopferung fand Alberts Team nun wieder etwas merkwürdig: Wären Pavianmänner brutalstmöglich effizientoptimiert, so sollten sie zwar hinterrücks Schwächlinge angreifen – aber eher davor zurückschrecken, sich einem gefährlichen attackierenden Pavian entgegen zu stellen, der den eigenen Kindern ans Leder will. Würde der Pavianmann an sich andererseits aber solchen Gefechten nicht aus dem Weg gehen, dann wäre sein eigener Angriff auf fremde, ebenso väterlich wohlbehütete Nachwuchspaviane deutlich gefährlicher. Kurz: Das heldenmütige Verteidigen scheint ziemlich kostspielig. Macht es überhaupt Sinn?
Ja, ermittelten die Pavianbeobachter um Alberts nach der neuerlichen Auswertung von dreißig Jahren penibler Pavianbeobachtungsdaten. Die Forscher hatten dabei besonders darauf geachtet, welche Vorteile die von Vätern beschützten Nachwuchsaffen hatten. Diese entpuppten sich als ziemlich eindeutig: Wie sich zeigte, sorgte die Anwesenheit von Vätern im sozialen Umfeld dafür, dass Töchter schneller ihre eigene sexuelle Reife erreichten – und schließlich deswegen auch in der Summe einen größeren reproduktiven Erfolg im Leben hatten. Auf Deutsch: Beschützte Pavianmädchen bekommen später mehr Kinder.
Was natürlich wiederum für ihre Väter schön ist, erfüllen sie damit doch eigene Lebenszielvorgaben insgesamt besser – die Weitergabe der eigenen Gene an die nachfolgenden Generationen. Der paternale Schutzeffekt wirkt übrigens auch bei Söhnen, ermittelte Alberts Team. Dabei kommt aber dem Rang des Pavianpapas in der Affenhierarchie eine besondere Rolle zu: Nur ranghöhere Männchen können Söhne offenbar wirklich so gut schützen, dass auch sie früher geschlechtsreif werden und Papa schneller zum glücklichen Opa machen. Insgesamt, finden Alberts und Co jedenfalls, war die Rolle von Vätern bislang unterschätzt worden. Zumindest in der Evolutionsbiologie.
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