Pazifikküste: Seeotter verschmähen Zombie-Seeigel
Seeotter sind offenbar nur bedingt in der Lage, das Sterben der kalifornischen Kelpwälder aufzuhalten. Das berichten Forscher der University of California in Santa Cruz in der Fachzeitschrift »PNAS«. Über drei Jahre lang hat das Team um Joshua Smith und Tim Tinker das Verhalten von Seeigeln und Seeottern studiert.
Die Seetangwälder vor der Pazifikküste Amerikas sind unter Druck geraten, seitdem ab 2013 Sonnenblumenseesterne massenhaft einer Krankheit zum Opfer gefallen sind. Dies führte zu einer Massenvermehrung von Seeigeln, die ohne Druck durch ihre Fressfeinde gefahrlos die Algenwälder der Küstenregion abzugrasen begannen. Übrig blieb ein Mosaik aus vereinzelten Kelpwäldern und regelrechten Unterwasserwüsten, in denen nur noch Seeigel lebten.
Seeotter wiederum jagen Seeigel und könnten so deren Massenvermehrung Einhalt gebieten. Tatsächlich fraßen die Tiere seit Beginn der Plage dreimal so viel Seeigel als davor, beobachteten Smith und Tinker, und dennoch verhinderten die Otter nicht, dass sich die Seeigelfelder ausbildeten.
Die Erklärung fand das Forscherteam, als es der Frage nachging, wo die Seeotter zur Jagd abtauchten. Es zeigte sich, dass die Otter Seeigel aus intakteren Unterwasserwäldern präferierten: Diese sind, wie Untersuchungen der Keimdrüsen zeigten, deutlich nährstoffreicher als die »Zombie-Seeigel« der unfruchtbaren Seeigelfelder. Die hungernden Seeigel der algenfreien Gebiete verschmähten die Meeressäuger hingegen. So erhalten die Otter durch die Seeigeljagd zwar die gesunden Kelpwälder, können aber allein die Lage auf dem Meeresgrund nicht beheben.
Die einst ausgedehnten Kelpwälder entlang der kalifornischen Küste sind auch durch höhere Meerestemperaturen in Mitleidenschaft gezogen worden. Besonders eine Hitzewelle im Jahr 2014 hatte die Algen, die optimal in kalten, nährstoffreichen Gewässern gedeihen, geschwächt.
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