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Evolution: Penisse hatten einen gemeinsamen Vorfahren

Vermutlich entwickelte sich das externe Genitale bei Landwirbeltieren nur ein einziges Mal.

Untersuchungen an 100 Jahre alten Gewebeschnitten deuten darauf hin, dass sich der Wirbeltierpenis in der Evolution nur ein einziges Mal entwickelte. Thomas Sanger, Marissa Gredler und Martin Cohn von der University of Florida untersuchten alte Proben von Embryos des Tuatara, einer neuseeländischen Brückenechse. Deren Stammbaum trennte sich vor etwa 250 Millionen Jahren von den Reptilien – diese Abstammungslinie hat uralte Merkmale konserviert. Sie ist quasi eine Sonde in die Frühzeit der Wirbeltierentwicklung. Tatsächlich entdeckte die Arbeitsgruppe in den Proben Strukturen, die darauf hindeuten, dass es schon vor 250 Millionen Jahren so etwas wie Penis und Vulva gab – sie gehörten deswegen wahrscheinlich zur Grundausstattung aller Wirbeltiere.

Penisse bei Wirbeltieren nehmen sehr unterschiedliche Formen an. Die meisten Vögel haben gar kein externes Genitale, während bei Reptilien sogar zwei so genannte Hemipenes üblich sind. Diese Vielfalt lässt zumindest möglich erscheinen, dass der Penis mehrfach entstand. Um die Frage zu klären, benötigt man eine Abstammungslinie, die möglichst seit den Anfängen der Evolution der Landwirbeltiere ihren eigenen Weg geht. So ein "lebendes Fossil" ist der Tuatara. Unglücklicherweise sind Tuataras vom Aussterben bedroht und pflanzen sich nur langsam fort. Deswegen kann man für solche Untersuchung nicht einfach Embryos entnehmen, und so blieb für die drei Forscher nur ein gangbarer Weg: über 100 Jahre alte Museumspräparate unter die Lupe nehmen. Tatsächlich stieß die Gruppe auf so genannte Genitalwülste – eine embryonale Vorstufe der externen Geschlechtsorgane –, obwohl der Tuatara überhaupt keine solchen hat. Das deutet auf einen gemeinsamen Ursprung des Penis bei Landwirbeltieren.

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