Verhaltensforschung: Persönlichkeit lässt Menschen Klimawandel leugnen
Die Persönlichkeit eines Menschen bestimmt auch über seine Tendenz zu politischen Lagern und Entscheidungen und prägt seine Vorurteile, wie Sozialpsychologen seit Langem betonen. Und dies wird dann auch an Einzelfragen wie etwa der Einstellung zum Klimawandel deutlich, zeigen nun schwedische Forscher der Universität Uppsala: Sie finden Belege dafür, dass vor allem Menschen mit hoher "sozialer Dominanzorientierung" (SOD) – einem besonderen Persönlichkeitstypus – häufiger als andere die menschengemachte Klimaerwärmung ungeachtet aller wissenschaftlichen Beweise leugnen.
Als Personen mit starker sozialer Dominanzorientierung kennzeichnen Psychologen Menschen, die in Beziehungen überwiegend von Individuen und Gruppen geprägte, autoritär aufrechterhaltene Hierarchien befürworten. Menschen dieses Typus sind häufiger männlich, neigen zu einem stärkeren Dominanzverhalten, niedrigerer Empathie, höherer Aggressivität sowie geringerer Offenheit und übersteigertem Vermeidungsverhalten von negativen Emotionen. Zudem, zeigt die Befragung der schwedischen Forscher nun, tendieren diese Menschen eher dazu, den menschengemachten Klimawandel zu leugnen.
Über den Zusammenhang zwischen psychologischer Disposition und der Beurteilung der Klimafrage können die Sozialpsychologen um Kirsti Jylhä nur spekulieren. Womöglich liege eine Erklärung darin, dass die Folgen des Klimawandels häufig im Kontext mit Gerechtigkeitsfragen diskutiert werden – also etwa thematisiert wird, dass die Industriestaaten die Erwärmung hervorrufen und die armen Länder am meisten darunter leiden. Solche Zusammenhänge würden Menschen, die die vorherrschende Ordnung von Arm und Reich eher akzeptieren sowie eine Umverteilung ablehnen, wenig beeindrucken. Stattdessen dürften autoritative Personen – sofern sie sich nicht generell wissenschaftlichen Fakten zu entziehen suchen – andere Argumente eher überzeugen: etwa die Tatsache, dass von der Bekämpfung der Erderwärmung eben auch sie selbst und ihre soziale Gruppe stark profitieren würde, erklärt Jylhä.
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