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Persönlichkeit: Sich zu ändern ist leichter als gedacht

Extravertierter, gewissenhafter und ausgeglichener werden: Laut einer Schweizer Studie braucht es keine gute Fee, damit diese Wünsche in Erfüllung gehen.
Junge Frau schaut sich im Spiegel an

Die meisten Menschen würden gerne etwas an sich ändern. Schwierig, sollte man meinen. Doch ein Forschungsteam um Mathias Allemand von der Universität Zürich behauptet, es brauche dazu nicht mehr als eine App. »Die Persönlichkeit ist leichter zu beeinflussen als gedacht«, berichtet die Gruppe in der Zeitschrift »PNAS«.

Dass sich die Persönlichkeit im Erwachsenenalter noch verändern kann, ist bekannt: Mit dem Alter werden wir im Schnitt gewissenhafter, verträglicher und emotional stabiler. Um zu prüfen, ob das auch in Eigenregie klappt, gab das Team mehr als 1500 Erwachsenen, die im Schnitt 25 Jahre alt waren, Zugang zu einer Smartphone-App. Damit sollten sie drei Monate lang gezielt an einer selbst gewählten Facette ihrer Persönlichkeit arbeiten. Unterstützt durch einen Chatbot vermittelte das Programm mit Videoclips hilfreiches Wissen, leitete zu Selbstreflexion sowie neuem Verhalten an, gab Feedback zum Fortschritt und erinnerte an selbst formulierte Wenn-dann-Pläne.

Die häufigsten Veränderungswünsche

Für die Zielauswahl standen die »Big Five« der Persönlichkeit zur Wahl: Neurotizismus (emotionale Labilität), Extraversion, Offenheit für neue Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit, erläutert an Beispielen wie »Ich möchte emotional stabiler sein, das heißt: ausgeglichener, entspannter, weniger depressiv und ängstlich, weniger launisch, und mehr Selbstvertrauen haben.« Genau das wünschten sich mehr als ein Viertel der Befragten, und fast ebenso viele wollten gewissenhafter (zum Beispiel ordentlicher) oder extravertierter (geselliger) werden. Gut sieben Prozent wünschten sich mehr Offenheit für Neues, sechs Prozent weniger Verträglichkeit und vier Prozent mehr Verträglichkeit. Andere Ziele wurden noch seltener geäußert.

Nach eigener Auskunft waren die Versuchspersonen nach drei Monaten ihren Zielen näher als die Kontrollgruppe, die einen Monat später mit dem Programm startete. Gemessen wurden die fünf Persönlichkeitsmerkmale mit 60 Fragen, zwölf pro Merkmal. Einen Anstieg mittlerer Stärke beobachteten die Forschenden bei Extraversion, Gewissenhaftigkeit, emotionaler Stabilität und Verträglichkeit. Was nicht gelang: die Offenheit für neue Erfahrungen zu steigern.

Freunde und Familie bestätigten die vermehrte Gewissenhaftigkeit und Extraversion, wenn auch schwächer. Den Zuwachs an emotionaler Stabilität, den sich die Versuchspersonen selbst bescheinigten, beobachteten die Angehörigen allerdings nicht. Nach Ansicht der Forschenden lag das daran, dass sich diese Eigenschaft von außen weniger gut beurteilen lässt als Extraversion und Gewissenhaftigkeit.

Die Resultate zeigten, »dass wir unserer Persönlichkeit nicht einfach so ausgeliefert sind«, sagte Mathias Allemand in einer Pressemitteilung. »Sowohl die Teilnehmenden als auch ihre Freunde berichteten, dass die durch die App erarbeitete Persönlichkeitsänderung drei Monate nach Ende der Intervention anhielt.« Weitere Studien müssten jedoch prüfen, ob die Effekte noch länger andauern und ob sie sich ebenso im Verhalten nachweisen lassen.

Was genau Wirkung zeigte – ob es tatsächlich die Features der App waren –, lässt sich mit der vorliegenden Studie nicht beantworten. Es gab lediglich eine Wartekontrollgruppe, keine Gruppe, die mit einer Placebo-App arbeitete. Entsprechend sind die beobachteten Effekte schwer zu deuten. Die Veränderungen könnten ebenso auf Wunschdenken oder sozial erwünschtes Antwortverhalten zurückgehen, räumt das Team ein.

Sich verändern zu wollen, genügt allerdings nicht, um die gewünschte Veränderung zu erreichen. Wie US-Forscher 2019 zeigten, muss man dafür auch etwas tun, also das eigene Verhalten verändern. Wer möchte, kann das demnächst selbst ausprobieren. Die Schweizer App namens PEACH (PErsonality coACH) wurde zwar als Forschungsinstrument entwickelt, soll aber bald allgemein zugänglich sein.

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