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Im Medizinschrank: Pestwurz soll Migräne vorbeugen

Mittel mit Pestwurz-Extrakt sollen helfen, Migräneattacken zu lindern. Zur Vorbeugung sind sie empfohlen, bekannte Nebenwirkungen sind zumeist harmlos. Doch Migräne ist tückisch.
Eine blühende Pestwurz (Petasites hybridus) mit lila-weißen, kleinen Blüten auf einer Wiese.

Tabletten gegen Kopfweh und Magenschmerzen, Salben für Brandwunden und Sportverletzungen – eine ordentliche Hausapotheke ist umfassend ausgestattet. Doch was für Wirkstoffe stecken eigentlich in den Medikamenten? Welche Mittel helfen wirklich, was ist umstritten? Und gibt es vielleicht eine gesündere Alternative? Wir werfen regelmäßig einen Blick auf die Mittel im Medizinschrank. Dieses Mal: Pestwurz.

Wer kauft das?

Geschätzt rund vier Millionen Frauen und zwei Millionen Männer in Deutschland haben Migräne. Die Attacken dauern bis zu drei Tage an, viele Betroffene sind lichtempfindlich, leiden unter sehr starken Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen. Mitunter quälen sie Sehstörungen und Lähmungserscheinungen. Jeder Zweite hat monatlich eine Attacke, jeder Zehnte sogar jede Woche. Um vorzubeugen, greifen viele zu Pestwurz-Extrakt, den Deutschlands Apotheken seit 1972 verkaufen.

Wie wirkt das und wie gut?

Pestwurz-Extrakt stammt aus dem Wurzelstock der Heilpflanze, die schon die alten Griechen gekannt haben. Die enthaltenen Terpene hemmen die Enzyme Lipoxygenase und Cyclooxygenase. Weil die »Wirksamkeit in zwei placebokontrollierten Studien belegt« wurde, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie Pestwurz-Extrakt in ihren Behandlungsleitlinien zur Vorbeugung gegen Migräne.

Was sind häufige Nebenwirkungen?

Die häufigsten Pestwurz-Nebenwirkungen sind harmlos: In Studien mussten Patienten lediglich öfter aufstoßen als die Teilnehmer der Placebogruppe, manche klagten über Bauchschmerzen. Wie alle Korbblütler enthält die Heilpflanze jedoch Alkaloide, die der Leber schaden. Nach der Einnahme von Pestwurz-Extrakt kam es in seltenen Fällen tatsächlich zur Hepatitis, bewiesen wurde der direkte Zusammenhang aber nie.

Was ist die Alternative?

Das Herzmedikament Metoprolol gilt als Alternative, hat jedoch Nebenwirkungen wie Herzprobleme, Atemnot und Verwirrtheit. Neurologen und Psychiater empfehlen noch andere Betablocker wie Propanolol, Kalzium-Antagonisten wie Flunarizin oder Mittel gegen Epilepsie. Auch Antidepressiva oder das Schmerzmittel Naproxen könnten Migräne lindern. Akupunktur und Hormontherapien dagegen haben sich in Studien als nutzlos herausgestellt.

Wann sollte man doch zum Arzt gehen?

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft rät zu einem Arztbesuch, wenn die Kopfschmerzen an mehr als zehn Tagen im Monat auftreten oder mit Fieber, Lähmungen, Seh-, Orientierungs-, Gedächtnis- oder Gleichgewichtsstörungen einhergehen. Ebenso, wenn der erste Migräneanfall mit über 40 Jahren auftritt oder Kopfschmerzen bei körperlicher Anstrengung aufkommen und in den Nacken ausstrahlen.

Die perfekte Hausapotheke

  • Hinein sollten auf jeden Fall: sterile Kompressen, Mullbinden, Verbandpäckchen und -watte. Ebenso diverse Pflaster, ein Dreiecktuch und Klammern, um Verbände festzustecken. Zudem ist es sinnvoll, eine Schere, ein Fieberthermometer, Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel parat zu haben.
  • Hilfreich sind die Regeln für erste Hilfe und eine Liste mit den wichtigsten Rufnummern (112, ärztlicher und zahnärztlicher Bereitschaftsdienst, Apothekennotdienst). In einer Notsituation vergisst man solche Nummern schnell.
  • Standardmedikamente sind Mittel gegen Herpes, Sodbrennen, Magenschmerzen, Durchfall oder Verstopfung, Fieber, Halsweh, Kopfschmerzen. Ebenso ratsam: Salben, die Brand- oder Sportverletzungen lindern.
  • Verschreibungspflichtige Arzneien wie zum Beispiel Blutdruckmittel oder Opiate gehören hingegen nicht in die Box.
  • Dunkel, kühl und trocken – so ist der perfekte Ort für die Hausapotheke. Bestenfalls steht sie also im Schlafzimmer oder Flur, nicht im Bad oder in der Küche.
  • Um Kinder zu schützen, sollte die Box abschließbar sein.
  • Für was war das noch gleich? Notizen auf der Verpackung und die Beipackzettel helfen.
  • Und wichtig: Prüfen Sie mindestens einmal im Jahr, ob noch alles drin und haltbar ist.

Alle Teile der Serie finden Sie auf der Sammelseite »Im Medizinschrank«.

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