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Tierische physiologische Tricks: Pferd und Kuh nicken aus Energiespargründen

Pferd, Kaffernbüffelkuh, Giraffe - alle tun es: Sie nicken mit dem Kopf, wenn sie dahinschreiten und -rennen. Warum nur?
Ein Pferd auf der verschneiten Weide

Dem aufmerksamen Naturbeobachter springt bei Pferd, Kuh und anderen Wiederkäuern ein offensichtlicher Tick ins Auge: Schreiten die Tiere gemächlich dahin, so nickt ihr Kopf zugleich in einer monotonen Bewegung auf und ab. Die Frage "Warum?" war bislang unbeantwortet und ließ auch einem interdisziplinären Forscherteam der Humboldt-Universität Berlin keine Ruhe. Nun, nach intensivem Studium von 19 bewegten Vierbeinerspezies, kinematografischen Analysen und Computermodellierung glauben die Wissenschaftler sagen zu können: Gerade Huftiere sparen durch das pendelnde Kopfnicken beim langsamen Laufen rund 63 Prozent der Kraft, die zum Tragen der Kopf- und Halspartie eingesetzt werden muss.

Wichtig ist dabei – ähnlich übrigens wie bei einem anderen Klassiker der Nickbewegung im Tierreich, dem des Blesshuhns beim Schwimmen – das Timing der Kopfbewegung. Denn nur wenn in der gemächlichen Bewegung die Oszillation des Schwerpunktes der Kopf-Hals-Partie optimal zum Gesamtmasseschwerpunkt des Tieres, zur Gangart und den jeweils wirkenden Hebelkräften passt, werden die auf die Beine wirkenden Gewichtskräfte insgesamt minimiert. Ist der Prozess dagegen nicht optimiert, so büßen die Tiere in ihrer Bewegung Kollisionsenergie ein. Für die Gesamtenergiebilanz ist der situationsangepasste Nickeffekt wohl nicht vernachlässigbar: Immerhin bewegen sich selbst für ihre schnelleren Gangarten beliebte Reittiere wie Pferde die meiste Zeit des Tages eher im gemächlichen Schritt, was das Einsparungspotenzial erhöht. Und weil die Kopf- und Halspartie immerhin rund zehn Prozent der Gesamtmasse eines Pferdes und vergleichbarer Huftiere ausmacht, lohnt es sich wohl durchaus, sie möglichst effizient hoch zu tragen, schlussfolgert das Team um den Biologen John Nyakatura.

Eine alternative Erklärung für das Kopfnicken wird nach der Untersuchung dagegen unwahrscheinlich: Andere interessierte Forscher hatten zuvor spekuliert, dass der Kopf als Sitz des Gleichgewichtssinn und anderer Sinnesorgane vielleicht stabil in einer Höhe gehalten werden muss, damit die Tiere ihre Umwelt auch dann noch exakt wahrzunehmen, wenn der Rest des Körpers beim Schreiten, Traben oder Galoppieren auf- und abhüpft. Tatsächlich zeigen die Beobachtungen aber, dass das Nicken die vertikale Ausrichtung des Kopfes in manchen Zyklen des Prozesses teilweise eher verstärkt. Dagegen passt bei verschiedenen Säugetieren von Kamel bis Kudu die Phase der zyklischen Kopfbewegung sich je nach Hals-Rumpf-Verhältnis so an die Bewegung an, dass der Masseschwerpunkt wie bei einem gut beladenen Hightech-Rucksack optimal zum Liegen kommt – und eine Energieersparnis zu erwarten ist.

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